Wachsender Markt für Weltraumputzdienste
Die Beseitigung von Schrott im Weltraum entwickelt sich zu einer Wachstumsbranche. Weltraum-Missionen haben in den zurückliegenden 60 Jahren eine riesige Menge Schrott - meist Raketenteile oder nicht mehr funktionierende Satelliten – hinterlassen. Nach Schätzungen der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) befinden sich derzeit rund 900.000 Schrotteile, die von der Größe her mehr als einen Zentimeter messen, im erdnahen Orbit. Sie kreisen mit bis zu 40.000 Kilometern je Stunde um die Erde und bedeuten eine erhebliche Gefahr für Raumstationen und Satelliten. Weiter erhöht wird das Risiko durch die jüngere Entwicklung kleiner und kostengünstiger Nanosatelliten. Inzwischen befinden sich viele Hunderte oder sogar tausende kleiner Satelliten von weniger als 200 kg Masse in Kreisbahnen von 1.200 km Höhe. Eine Vielzahl kleiner Flugkörper kann große Zonen unpassierbar machen.
Inzwischen widmen sich Unternehmen der lukrativen Aufgabe der Weltraumschrott-Beseitigung. Beispiel Astroscale. Das Unternehmen wurde 2013 mit einem Startkapital von 200.000 US-Dollar von Nobu Okada gegründet. Das Ziel: kommerzielle Dienstleistungen zur Beseitigung von Schrott im Weltraum anzubieten. Der japanische Start-Up gilt als eines der bestkapitalisierten Unternehmen in der jungen Branche. Zu den großen Investoren gehören Mitsubishi Estate sowie die-Flug-Gruppe ANA Holdings. Konkurrenten sind RemoveDEBRIS aus England und Rocket Lab aus den Vereinigten Staaten, die diverse Methoden zum Einsammeln von Müll im All testen.
Günstiger Zeitpunkt zum Einstieg
Der Zeitpunkt für Gründungen auf diesem Gebiet ist günstig. Denn die Raumfahrtbranche steckt mitten im Umbruch: weg von staatlichen und hin zu kommerziellen Akteuren. Der Markt erscheint lukrativ. Experten schätzen, dass er bis 2040 auf rund 2,7 Billionen US-Dollar anwachsen könnte. Bereits vor mehr als einem Jahrzehnt hatte der Schrott im All eine kritische Grenze erreicht.
Die meisten der gefährlichen Altlasten stammen noch aus den 60er und 70er Jahren. Allerdings trifft auch heute längst nicht jeder Betreiber die notwendigen Vorkehrungen zur Schrottvermeidung. Selbst das Passivieren von Batterien oder das Entleeren von Tanks bei Missionsende ist noch nicht Standard. Die meisten Unternehmen haben die Müllbeseitigung und Müllvermeidung bislang gar nicht in ihrem Geschäftsplan vorgesehen.
Astroscale setzt auf ein wachsendes Problembewusstsein in der Branche. Man wettet darauf, dass die Verursacher die alten Raketenstufen und Satelliten herunter holen, die zwar defekt, aber noch physisch intakt sind. Es wird erwartet, dass es in Zukunft auch zu staatlichen Vorschriften kommen wird, die die Beseitigung von Space Junk und defekten Satelliten vorschreiben. Astroscale sieht die technische Lösung für die Entfernung von Schrott aus dem All in der Entwicklung eines Magnetsystems zur Erfassung des Schrotts („ELSA-d" oder End-of-Life Service). Der Start ist für 2020 vorgesehen. Dabei wird ein so genannter „Chaser Satellite" in den Weltraum entsandt, der mit Hilfe einer speziell entwickelten Technik die Bewegung des angepeilten Müllstücks synchronisiert. Das Stück wird dann „gefangen", indem es magnetisch an den Satelliten andockt, und auf rund 200 Kilometer Entfernung zur Erde angenähert wird, um dort zu verglühen.
Fazit:
Mit Weltraumputzdiensten entsteht eine neue, lukrative Branche. Weitere Services werden im Zuge der Privatisierung und Kommerzialisierung der Raumfahrt folgen.