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Der #hashtag macht noch keine Diskussion

Wider die mediale Erregungskultur im Kunstbereich

Ein eingerahmtes Gemälde an einer Wand. Copyright: Pexels
Die Grenze zwischen Kunst und Pornographie ist immer wieder umstritten. In einer „erregten Gesellschaft“ umso mehr - und oft zum Schaden der Kunst. Darum reden wir heute über nackte Tatsachen und wollen für die Kunst eine Lanze brechen.

Die Grenze zwischen Kunst und Pornographie ist immer wieder heftig umstritten - und in Zeiten des Internets und der zunehmenden Dominanz lautstarker Partikularinteressen eskaliert der Streit oft zum Schaden der Kunst. Noch vor zehn Jahren wurde das Internet zu den größten Errungenschaften der Menschheit gezählt. Dies ist es auch. Demokratisch und für eine breite Meinungsvielfakt stehend, wird die ursprüngliche Freiheit des und durch das Internet inzwischen durch verschiedene Nutzergruppen zu einer zunehmenden Last und Plage pervertiert. 

In einer "erregten Gesellschaft" stellen Kleingruppen und Minderheiten ihre partikularen Ansprüche und Interessen lautstark in den Vordergrund Dabei erzeugen sie vielfach ein öffentliches Meinungsbild, das mit der Realität oft nicht zusammengeht. Die gesellschaftliche Mehrheit nimmt dieses schweigend zur Kenntnis ohne Positionen zu beziehen. Ein breites mediales Getöse begleitet die unendliche Welle öffentlicher Aufgeregtheiten und Shitstorms.

Rechenzentren filtern Nacktheit heraus

Kritisch wird das immer dann, wenn dadurch direkte Eingriffe in das Rechtssystem oder auch die Freiheiten des Einzelnen folgen. Jüngst lieferte die Museumswelt in Österreich ein Lehrbeispiel, wie inhaltliche Fragen von Kunstrezeption durch öffentliche Erregungskultur unter die Räder gerieten. 

Die Frage der Darstellung von Nacktheit, Genitalien, Phalli ist seit Jahrtausenden ein essenzielles künstlerisches Thema. Die Deutungshoheit darüber, ob Pornografie, Anstößiges oder auch Jugendgefährdendes darin zu sehen ist, liegt aber mittlerweile bei den Rechenzentren mit definierten Algorithmen der großen sozialen Netzwerkanbieter. Die Richtlinien der sozialen Netzwerke differenzieren kaum zwischen den Penissen auf Robert Mapplethorpes großartigen Fotografien und klassische Pornos. Penis ist Penis und der hat im Netz nichts verloren. 

Museen weichen auf Pornoplattformen aus

Die bedeutenden Wiener Museen (u.a. Albertina, Leopoldmuseum) wurden jüngst Opfer der Netz-Zensur. Folgerichtig zeigen sie heute ihre Schätze auf einem eigenen Account, absurderweise bei „only-fans“, einer Webseite, die hinreichend für schlüpfrige und Porno-Inhalte berühmt ist. Aber dort lässt der Algorithmus Penisse nun einmal "ungeniert" zu.

Der Wien-Tourist-Direktor spricht sich explizit dafür aus, Aktdarstellungen auch im Netz zugänglich zu lassen. Insofern ist die Entscheidung dies mit Hilfe einer Pornoplattform zu tun die einzige Möglichkeit Zensur zu umgehen. Sie finden die Präsenz der Wiender Museen hier https://onlyfans.com/viennatouristboard  oder hier https://www.wien.info/de/sightseeing/museen-ausstellungen/of-411214. Es ist schließlich nicht Aufgabe privatwirtschaftlicher Unternehmen und auch nicht des Staates diese Zensur zu betreiben. Wer es nicht sehen will, soll einfach nicht hinsehen.

Frauen in die Kunst

Ein weiteres Beispiel netzbedingter Aufgeregtheit ist die von JungkuratorInnen losgetretene Diskussion der nicht ausreichend vertretenen weiblichen Künstlerschaft in den Museen und Sammlungen. Aber: Bis vor wenigen Jahrhunderten waren Frauen im Kunstbetrieb kaum vertreten. Dies hing einerseits mit der soziokulturellen und auch wirtschaftlichen Stellung der Frau in der früheren Gesellschaft zusammen. Bis ins späte 19. Jahrhundert waren Künstlerinnen eher die Ausnahme in der Bildenden Kunst. Überwiegend von Männern dominierte Zünfte und Strukturen, sowie die Beschränkungen des Zugangs zu höheren Lehranstalten verhinderten künstlerische Karrieren von Frauen. Eine überschaubare Zahl Künstlerinnen konnten sich trotzdem emanzipieren und auch „sichtbar“ werden. Denken wir nur an Lavinia Fontana (1552-1614), Artemisia Gentileschi (1593-1653), Maria Sybilla Merian (1674-1717), Angelika Kaufmann (1741-1807). 

Die Welt ist viel weiter, als manche Debatte im Web

Erst mit dem Wandel des gesellschaftlichen Frauenbildes nach 1848 erhöhte sich der Anteil der schaffenden Frauen in der Kunstwelt. Diesen Aspekt und die daraus resultierenden neuen inhaltlichen Sichtweise heute in den Museen und Sammlungen zu zeigen ist richtig und wichtig. Im Bereich der zeitgenössischen Kunst ist die Gleichstellung überwiegend vollzogen. 

Ein Gang durch die aktuelle Galerienwelt und ein Blick auf die ausgestellten Namen liefern den praktischen Beweis. Die Realität ist viel weiter als die derzeitig geführten Diskurse. Das zeigt auch der aktuell erschienene „Kunstkompass“. Seit seiner Gründung 1970 durch den Kunstjournalisten Willi Bongard ist dieses Ranking der bedeutenden Künstler der Welt richtungweisend. Nicht künstlerische Qualität, sondern Kriterien wie die Anzahl der Einzelausstellungen in den bedeutendsten Kunstinstitutionen der Welt, die Teilnahme an den großen Kunstevents (Biennale Venedig u.a.) gehen in die Wertung ein. Wichtig sind auch die Rezensionen in den angesagten Kunstmagazinen. Glückwunsch für Gerhard Richter, den Sieger – gefolgt von Bruce Nauman, Georg Baselitz und Rosemarie Trockel.

Wer darf spenden?

Die jüngsten Aufgeregtheiten der Medienwelt sind flammende Debatten zu politischen Motiven einzelner Spender für den Wiederaufbau der historischen Schlossfassade in Berlin. Die ernsthaft debattierte Streitfrage: Darf Spendengeld von Menschen angenommen werden, deren politischer Standpunkt nicht mit dem aktuell herrschenden Sprach- und Meinungskonsens übereinstimmt? Um eine endgültige Beurteilung vornehmen zu können, sollte eine abwägende und offene Diskussion unter Einbeziehung aller Standpunkte geführt werden. Pauschalierte Bewertungen könnten langfristig negative Auswirkungen auf das von allem eingeforderte bürgerliche Engagement haben.

Ausstellungsempfehlungen:

Wien, Kunsthistorisches Museum

„Tizians Frauenbild“

bis 16. Februar 2022

 

Görlitz, Kulturhistorisches Museum im Barockhaus

„Charlotte E. Pauly“ Kabinettausstellung

bis 20. März 2022

 

Bochum, Kunstmuseum

„Warum ist nicht alles schon verschwunden?“

vom 3. Dezember 2021 bis 13. März 2022

 

Fazit: Das Wesen jeder Diskussion liegt im Finden eines argumentativen Kompromisses. Wer meint, mit aufgeregter Hashtag-Kultur die Hoheit über Argumente zu erringen, wird über kurz oder lang scheitern. Auch Museen wissen inzwischen, wie sie mit den Algorithmen umgehen müssen.

Hinweis: Sie finden die Präsenz der Wiener Museen hier https://onlyfans.com/viennatouristboard  oder hier https://www.wien.info/de/sightseeing/museen-ausstellungen/of-411214.

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