Die Kreditversorgung der deutschen Unternehmen bleibt komfortabel. Darauf deuten sowohl die aktuellen Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) als auch die monatlich erhobene Kredithürde des ifo-Instituts hin.
Laut ifo-Kredithürde haben sich die hervorragenden Zugangsmöglichkeiten der Unternehmen zu Bankkrediten kaum verändert. Zwar meldeten 18,3% der 4.000 befragten Unternehmen, dass sie die Kreditvergabe der Banken als „restriktiv“ einschätzen (Vormonat: 17,7%). Allerdings deuten wir dies als marktübliche Schwankung um einen historisch niedrigen Wert. Seit dem Jahr 2011 bewegt sich der Wert um 20%. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 schätzten noch 40% aller Unternehmen die Banken als restriktiv ein.
Zudem bauen die deutschen Firmen ihre Kredite per Saldo weiter ab. Das geht aus den aktuellen Zahlen der EZB hervor. Das ist ein gutes Zeichen für die Unternehmen. Laut Bundesbank befriedigen die Unternehmen ihre Kapitalnachfrage vielfach aus anderen Quellen und nutzen nicht unbedingt Bankkredite. Vielmehr greifen sie immer öfter auf Eigenmittel und hohe Cash-Bestände zurück – mit Sicherheit auch eine Folge der andauernden Niedrigzinspolitik. Sollten Banken gegenüber relevanten Unternehmenskunden doch negative Zinsen durchsetzen, dürfte das einige investitionswillige Unternehmen auch künftig dazu bewegen, ihre Cash-Bestände zu reduzieren und auf Kredite zu verzichten.
Auf europäischer Ebene manifestiert sich ein gemischtes Bild auf dem Kreditmarkt. In Spanien verbessert sich der Kapitalzugang von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wieder. Das ist auf die sich langsam verbessernden Unternehmenskennzahlen zurückzuführen. Dagegen berichten vor allem italienische KMU gegenüber der EZB, dass die „Verfügbarkeit von Krediten zunehmend rückläufig“ sei. Da die Geldhäuser gegenüber der EZB angeben, ihre Kreditvergabestandards konstant gehalten zu haben, spricht das für eine andauernde Verschlechterung der Unternehmenskennzahlen in Italien. Behalten Sie dies bei der Gewährung von Lieferantenkrediten an italienische Unternehmen im Hinterkopf.
Fazit: Für deutsche Unternehmen bleibt der Zugang zu Bankkrediten unverändert günstig. Da die EZB ihre Niedrigzinspolitik fortsetzt, lohnt es sich für Investitionen zu kalkulieren, ob dafür überhaupt noch Kredite nötig sind. Ob die EZB – wie nach der jüngsten Zinsentscheidung erneut von einigen spekuliert – irgendwann dazu übergeht, Unternehmensanleihen zu kaufen, bleibt abzuwarten. Für deutsche Firmen dürfte das den Kreditzugang im Trend aber nur noch weiter verbessern.