Quelle: SEB Group, EZB
Im kommenden Monat werden die europäischen Kreditmärkte ordentlich durcheinander gewirbelt werden. Denn gleich zwei Großereignisse stehen bis Ende Oktober an. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird dann mit dem Aufkauf von Asset Backed Securities (ABS) und Pfandbriefen beginnen. Außerdem wird die EZB voraussichtlich am 26. Oktober die Ergebnisse ihres Bankenstresstests vorstellen.
Die Aufkäufe dürften dem ABS-Markt neuen Schwung verleihen. Daran hat die EZB auch ein hohes Eigeninteresse. Denn – wie in Deutschland oft kritisiert – der Ankauf der Papiere ist für sie durchaus riskant. Sollten ABS in größerer Zahl ausfallen, würde das Verluste in der EZB-Bilanz bedeuten. Andererseits könnte eine Wiederbelebung des Marktes dafür sorgen, dass die Papiere im Wert steigen – und der EZB und damit den nationalen Zentralbanken und Haushalten zusätzliche Gewinne bescheren. Die ABS-Käufe werden auch eine indirekte Wirkung haben. Indem die EZB die ABS aus den Bilanzen der Banken nimmt, erhöht sie deren Möglichkeit, weitere Kredite an die Realwirtschaft zu geben – ohne dass die Banken dafür mehr Eigenkapital benötigen.
Die Ergebnisse des Stresstests werden auf den Märkten für Bewegung sorgen. Bankaktien dürften – je nach Ergebnis – starke Ausschläge nach unten oder oben zeigen. Für die Unternehmensfinanzierung relevant ist vor allem, ob die Banken unter dem Druck der EZB tatsächlich eine Bilanzbereinigung und eine Eigenkapitalstärkung vorgenommen haben. Sollte dies der Fall sein, wäre ein wichtiger Schritt hin zur Genesung des europäischen Bankensektors und somit auch der europäischen Wirtschaft getan.
Wir bleiben jedoch skeptisch, ob Liquiditätsspritzen und Stresstest tatsächlich kurzfristig die Kreditvergabe in Europa ankurbeln können. Denn die EZB kann nur die Voraussetzungen für eine funktionierende Kreditvergabe durch die Banken verbessern. Die Kreditnachfrage durch die Realwirtschaft kann sie nicht ankurbeln. Diese wird erst dann wieder anziehen, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa verbessern.
Fazit: Die EZB-Maßnahmen dürften die für deutsche Unternehmen ohnehin exzellenten Finanzierungskonditionen weiter verbessern.