Deutschlands Konzerne leiten Angestellte, US-Konzerne Unternehmer. Dieses Bild zeichnet die Personalberatung Korn Ferry in einer Pressemitteilung. Doch der Nährwert der Information bleibt fraglich. Denn: Eine Korrelation zum Erfolg der Konzerne will die Personalberatung nicht herstellen. Man wolle eine Debatte über Unternehmertum und Managertum anstoßen, meint ein Sprecher des Personalberaters.
Tatsächlich agiert in den USA derzeit eine erfolgreiche digitale Gründergeneration. Die Namen Musk, Zuckerberg, Page, Bezos sind weltbekannt. Ähnliches ist an der deutschen Börse bisher nicht zu finden. Fast ein Drittel der Chefs von NASDAQ-Unternehmen hätten ihre Firma selbst gegründet. Aber das Beispiel Apple mit Unternehmenschef und Steve-Jobs-Nachfolger Jim Cook zeigt: die zweite Generation bilden auch hier wieder angestellte Manager.
Auch die höhere Risikobereitschaft der digitalen Jungunternehmer ist zweifelhaft. Der Kapitalbedarf für digitale Neugründungen (Garagenunternehmen) ist gering. Und eine Fehlentscheidung im Konzern kann heute zumindest gesellschaftlich auch Top-Manager vernichten (Siemens: Heinz-Joachim Neubürger oder Heinrich von Pierer). Der treuhänderische Umgang mit fremden Eigentum kann so belasten wie der Einsatz eigener Mittel.
Richtig ist: Deutsche Konzerne werden künftig von linearen, karriereorientierten Lebensläufen Abstand nehmen müssen. Wechsel zwischen eigenem Unternehmertum und Angestelltendasein werden zunehmen. Ob diese Chefs dann wirklich deutlich „lernagiler“ sind, wie Korn-Ferry-Deutschland-Geschäftsführer Hubertus Graf Douglas meint, sei noch dahingestellt.
Fazit: So wichtig andere Karrierelaufbahnen werden mögen, für unternehmerische Entscheidungen von Führungskräften müssen auch kostspielige Misserfolge akzeptiert werden. Diese Risiken nämlich leistet sich die US-IT-Gründergeneration.