Verkäufer wollen zu viel
Der deutsche Unternehmensmarkt ist anhaltend euphorisch. Aber neue Abschlusshürden rücken in den Fokus.
Aufgrund der sehr guten Lage am Unternehmensmarkt versuchen viele Verkäufer, alle denkbaren Risiken zu identifizieren (z. B. Schwankungen in der Geschäftsentwicklung) und vollständig auf die Käufer zu übertragen. Weitreichende Freistellungsklauseln und Garantien sollen die Verkäufer absichern. Problematisch für Kaufinteressenten sind dabei die Preisvorstellungen der Verkäufer. So sind die EBIT-Multiplikatoren im Vergleich zum Jahresbeginn über nahezu alle Branchen und Größenklassen weiter leicht gestiegen (ca. 2%). Am preiswertesten gelingt noch die Übernahme kleiner Bauunternehmen (EBIT-Multiple 5,7) mit weniger als 50 Mio. Euro Umsatz. Am teuersten sind Chemie- und Pharma-Unternehmen (EBIT-Multiple 10,3). Bei großen Firmen sind diese Mulitplikatoren lediglich in der Software- (7,7) und Kosmetikbranche (7,8) marginal gesunken. Über alle Sektoren reichen die EBIT-Multiplikatoren von 6,4 (Bau) bis hin zu etwa 10,5 (Telekom, Medien, Handel, Pharma). Die Finanzierung eines M&A-Deals ist dagegen praktisch kein Problem. Die Bereitwilligkeit der Banken, Fremdkapital zur Verfügung zu stellen, ist hoch. Kredite sind weitgehend günstig. Außerdem emittieren Unternehmen wieder häufiger Anleihen, um Zukäufe zu finanzieren. Auch das wird vom Niedrigzinsumfeld begünstigt. Als Treiber des Unternehmensmarktes kommen positive Konjunkturaussichten hinzu. Einen starken Sonderfaktor gibt es derzeit in der Schweiz. Am M&A-Markt der Alpenrepublik macht sich die überraschende Franken-Freigabe inzwischen bremsend bemerkbar. Viele Deals müssen nun neu kalkuliert werden. Darum liegen einige Verkäufe momentan auf Eis, so das Beratungsunternehmen CMS Hasche Sigle. Perspektivisch könnten Schweizer Adressen allerdings aktiver auf der Käuferseite werden. Denn die Franken-Aufwertung hat ihnen praktisch über Nacht eine 15% höhere Kaufkraft verschafft.
Fazit: Der M&A-Markt bleibt stark, aber die Transaktionsunsicherheit nimmt wieder zu. Die von Verkäufern geforderten Garantien in Kombination mit hohen Multiplikatoren empfindet eine wachsende Zahl potenzieller Käufer als unausgewogen – und lässt Deals scheitern.