Billige Energie zieht Industrie in andere Länder
Die energieintensiven Industrien wandern aus Deutschland ab. Und das schon seit einer Weile. Das zeigt die Entwicklung des Kapitalstocks. Seit 2001 investieren die Unternehmen der Branchen Chemie, Papier, Glas, Keramik und Metallerzeugung und -verarbeitung zu wenig, um den Wert ihrer Anlagen zu erhalten, so eine Studie des IW, Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Die Anlagen verschleißen folglich. Der Kapitalstock der Branchen ist daher seit Jahrtausendbeginn um knapp ein Fünftel geschrumpft. Eigentlich müssten die Investitionen weit über dem Erhalt liegen, um die Energiewende zu stemmen.
Die Industrien haben immer noch einen merklichen Anteil am verarbeitenden Gewerbe
Das Problem: Es handelt sich um für Deutschland wichtige Industrien. Sie tragen etwa 15% zur Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes bei. Indirekt, also mit Maschinen und Vorprodukten, die in der Herstellung energieintensiver Güter benötigt werden, sind es sogar knapp 200 Mrd. Euro Wertschöpfung, die an den Industrien hängen. Etwa 2 Mio. Arbeitskräfte sind damit verbunden. Das sind 4,3% der in Deutschland Erwerbstätigen.
Auf Dauer werden sie in Länder wie Spanien, Frankreich oder Schweden abwandern
Auf die Dauer werden diese Industrien wohl ins Ausland abwandern. Länder wie Spanien und Frankreich, in geringerem Maß auch Schweden, Finnland, Polen, Griechenland, Portugal, Irland und Kroatien, können sehr günstig grünen Strom in großen Mengen erzeugen. Für einige energieintensive Industrien lohnt es sich, zu bleiben. So sind die Transportkosten für Wellpappe-Papiere hoch. Daher lohnt sich eine Produktion nahe beim Verbrauch. In Deutschland hat der Zuwachs beim Onlinehandel in den letzten Jahren zu einem starken Wachstum bei Wellpappeherstellern gesorgt.