Cannabis-Anbau: Strom-Diebstahl explodiert
Die Cannabis-Freigabe in Deutschland könnte zu einem Risiko für Versorger werden. Das zeigen Entwicklungen in Spanien. Das Land ist schon länger ein Hauptumschlagplatz für harte Drogen. An den Touristenstränden werden in der Nacht große Haschisch-Ladungen abgeladen. Die werden mit Ultra-Schnellbooten aus Marokko direkt an die Küsten von Marbella und Malaga gebracht. Kokain und Aufputschpillen aus Lateinamerika werden per Container über den Hafen von Algeciras oder über Routen in Galizien nach Europa geschmuggelt.
Stromdiebstahl explodiert in Spanien
In Spanien schießen illegale Cannabis-Plantagen aus dem Boden und der Stromdiebstahl explodiert. Der illegale Anbau hat derart rasant zugenommen, dass der in Madrid ansässige Stromkonzern Endesa jetzt offiziell vor den Folgen gewarnt hat. Das Unternehmen, das von der italienischen Enel kontrolliert wird, leidet finanziell erheblich unter dem Stromdiebstahl. In den vergangenen fünf Jahren ist die Anzahl solcher Vorfälle um 83% gestiegen.
Allein im ersten Quartal 2024 registrierte Endesa 900 solcher Betrugsfälle. Der wirtschaftliche Schaden, den die europaweit organisierten Banden mit ihren illegalen Indoor-Plantagen verursachen, ist enorm. Sie benötigen viel Licht und Ventilation für die Pflanzen und sind technisch so gut ausgerüstet, dass sie sich vielfach unbemerkt ans Netz hängen können. Eine mittelgroße Plantage verbraucht täglich im Durchschnitt so viel Strom wie 80 Haushalte. Die illegalen Plantagen in Spanien ziehen jährlich geschätzt 2,2 TWh. Das ist viel Energie wie die Stadt Sevilla verbraucht.
Risiko von Blackouts steigt
Neben den direkten wirtschaftlichen Schäden durch den Stromdiebstahl nimmt das Risiko von Blackouts zu. Denn die illegalen Großverbraucher können das Netz destabilisieren. Lässt sich das dann nicht mehr regeln, kann es zu großflächigen Stromausfällen kommen. Auch die Brandgefahr ist nicht zu unterschätzen, was im trockenen Spanien als ein besonderes Risiko eingestuft wird. Zu finden sind diese illegalen Cannabis-Plantagen in Spanien vor allem in Almeria, Sevilla, Granada, Madrid und Katalonien.
Endesa beschwert sich über die geringen gesetzlichen Folgen für das illegale Anzapfen von Strom. In Spanien ist das nur eine leichte Straftat, in Deutschland und anderen EU-Ländern sei es ein schweres Vergehen, das mit Gefängnis bestraft werden kann. Auch der Drogenkonsum werde nicht streng genug polizeilich verfolgt, um das Problem an der Wurzel zu lösen, so Enel.