Deutsches "Weltauto-Modell" unter Druck
Die großen Automärkte Europa, USA und China entwickeln sich stetig auseinander. Das liegt an nationalen Fördersystemen (FB vom 24.4.23), mit denen die jeweils heimische Industrie gepampert wird. Immer offensichtlicher werden aber nationale Eigenheiten bei den Kundenerwartungen.
Chinesische Autohersteller haben ein Gesamtkonzept
Die Absatzentwicklung in den einzelnen nationalen Märkten untermalt den Trend. Chinesische Kunden bevorzugen inzwischen heimische Marken. Die Hersteller dort haben ein eigenes Innovationssystem aufgebaut, mit dem die Produkte sehr genau auf die chinesischen Kunden zugeschnitten werden.
Bei der Konstruktion eines neuen Autos gehen chinesische Hersteller vom Gesamtkonzept aus. Bei der Konstruktion eines Familienautos wird etwa darauf geachtet, dass Fahrer, Beifahrer und die Kinder auf dem Rücksitz optimal umsorgt und unterhalten werden. Viele mechanische Teile werden von chinesischen Herstellern bei einem Modellwechsel beibehalten. Nur jene Teile, mit denen sie sich von der Konkurrenz unterscheiden, werden überarbeitet. Besonderen Wert legen die Hersteller auf häufige Software-Updates, die neue Funktionen bieten.
US-Markt wird stärker elektrifiziert
Der US-Markt wird sich noch stärker hin zu Pickups und SUVs bewegen. Denn das sind die Modelle, die als E-Auto am besten bei den Kunden ankommen. Und E-Autos werden in Zukunft weitere Marktanteile gewinnen. Denn die EPA, die Umweltbehörde, die in den USA die Verbrauchsvorschriften macht, will ihre Vorgaben verschärfen. Bis 2032 müssen dann etwa 67% der Neuwagenverkäufe E-Autos sein.
Für die deutsche Autoindustrie ist das ein Problem. Denn das bisherige Erfolgsmodell des "Weltautos", bei dem die gleichen Modelle weltweit ohne große Anpassungen erfolgreich verkauft wurden, kommt unter Druck. Die deutschen Hersteller müssen perspektivisch vermutlich von dieser Strategie Abschied nehmen.
Deutsches Weltauto-Modell kommt unter Druck
Sie werden künftig spezielle Modelle für jeden Markt anbieten müssen. In China erfordert alleine schon die Software im Auto eine starke Entwicklung im Land, denn Softwareimporte nach China sind schwierig. Die Regierung in Peking will die Kontrolle über die Daten ihrer Bürger behalten. Für die USA müssen wohl auch Pickups ins Programm genommen werden, wenn die deutschen Autohersteller ihre Marktanteile dort halten wollen.