Ein Boom bei Containerschiffen
Der Schiffbau boomt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Werften der Welt haben im März Bestellungen über 72 Containerschiffe mit einer Beförderungskapazität von zusammengenommen 866.000 TEU’s (20 Fuß-Containern) entgegengenommen. Das war fast soviel wie im gesamten Kalenderjahr 2020. Der bisherige Spitzenmonat im Auftragseingang für Containerschiffe war der Juni 2011 gewesen. Damals waren 50 Containerschiffe mit einer addierten Kapazität von 570.000 TEU bestellt worden. Ein durchschnittliches Containerschiff transportiert etwa 12.000 Container. Bei 45 der im März bestellten Schiffe handelt es sich um super-große Containerschiffe mit einer Kapazität von jeweils mehr als 15.000 TEU. Das ist die Größenklasse unter der “Ever Given”, jenes Containerschiffs, das für eine Woche durch seine Havarie den Verkehr im Suezkanal lahmlegte. Die “Ever Given” verfügt über eine Kapazität von 20.000 TEU.
Reeder setzen weiter auf Riesen-Frachter
Zu den größten Bestellern im März gehörte die taiwanische Reederei-Gruppe Evergreen, die auch die “Ever Given” betreibt. Sie bestellte gleich 20 Containerschiffe mit einer Kapazität von jeweils mehr als 15.000 TEU. Gerade dieser Auftrag wird in der Schifffahrt als klares Zeichen dafür gewertet, dass die Havarie im Suezkanal keineswegs zu kleineren Containerschiffen führen wird. Gerade die großen Schiffe bieten aus der Sicht der Reeder erhebliche Vorteile sowohl im Blick auf die Betriebskosten als auch hinsichtlich ihrer Schadstoff-Emissionen während der Fahrten.
Wie sich der Bestell-Boom auf die Frachtraten für Container auswirken wird, hängt zumindest teilweise davon ab, wann die neuen Containerschiffe tatsächlich in Betrieb gehen werden. Sie sind vor allem bei chinesischen, südkoreanischen und japanischen Werften bestellt worden. Das Gros wird voraussichtlich 2023 und 2024 fertig. Das könnte dann zu einem schnellen, scharfen Verfall der Frachtraten führen, so wie es im Rahmen der Finanzmarkt-Krise von 2008 der Fall gewesen war. Dies brächte die Reeder erneut in eine wirtschaftlich schwierige Lage. Denkbar ist allerdings, dass sich Werften und Besteller auf ein Strecken der Auslieferungen über mehrere Jahre hinweg einigen. Davon könnten beide Seiten profitieren.
Fazit: Die Seetransportraten werden in zwei Jahren zu sinken beginnen. Auch wenn der Welthandel sein hohes Niveau halten kann.