Der DAX ist eine Etage tiefer gerutscht. Dabei hat er die charttechnisch sehr wichtige Unterstützung von 9.700 Zählern gerissen, ringt zum Redaktionsschluss darum, sie wieder zurück zu erobern. Nun rücken die Marken 9.300 und dann 8.700 Punkte ins Visier.
Das Hauptargument, das derzeit für den Abgabedruck herangezogen wird, ist der nachgebende Ölpreis. Der steht weiter unter Druck und Nordsee-Öl der Sorte Brent notiert inzwischen unter 30 US-Dollar pro Fass. Erstaunlich ist, wie schnell sich auch hier die Stimmung unter den Analysten gedreht hat. Inzwischen scheint es keinen Beobachter mehr zu geben, der damit rechnet, dass sich der Ölpreis auch mal wieder stabilisieren kann. Prognosen mit immer niedrigeren Kurszielen werden herumgereicht.
Allerdings gibt es erste Meldungen, dass der Einstieg in Öl- und Rohstoffwerte inzwischen wieder interessant wird. So hat Investment-Legende Warren Buffett gerade seinen Anteil an Phillips 66 kräftig auf insgesamt 10% aufgestockt. Auf Sicht einiger Jahre werde das eine sehr hohe Rendite bringen, ist Buffett überzeugt. Auch die Privatbank Vontobel sieht wieder Chancen auf der Rohstoffseite. Die Privatbank aus der Schweiz empfiehlt ihren vermögenden Kunden, den Öl-Anteil in den Portfolios auf 5% aufzustocken. Dies bestätigt unsere Strategie, gezielt in diesen Sektor einzusteigen.
Die Märkte werden in den kommenden Wochen sehr volatil bleiben. Der übergeordnete Modus weist weiter nach unten. Kursaufschwünge erweisen sich immer wieder nur als kurze Bärenmarkt-Rallys. Bei den Profis dominiert derzeit das Motto: sell the rally (verkaufe die Rally). Sobald die Börse um 3 oder 5% gestiegen ist, werden schnelle Gewinne realisiert. Ein Stimmungsumschwung zum Prinzip „buy the dip“ (kaufen bei Kursrücksetzern) dürfte noch etwas auf sich warten lassen. Das liegt allein schon daran, dass immer mehr Marktteilnehmer auf charttechnisch wichtige Hürden achten. Also warten sie die Entscheidung an einer markanten Hürde ab und investieren erst danach. Das wiederum führt zu heftigen Abschwüngen oder Kurssprüngen genau um solche Marken herum.
Fundamental sind wir weiter der Ansicht, dass die Börse nach unten übertreibt. Die jüngsten Exportzahlen aus China waren gut (+2,3% gegenüber November). Erinnern Sie sich noch? Vor vier Tagen war China der „Schuldige“ für die fallenden Börsen. Auch die aktuellen Zahlen zu den Wirtschaftsdaten der EU sind nicht schlecht. Pimpco prognostiziert für 2015 ein Plus von 1,5%. Die deutsche Wirtschaft ist 2015 mit 1,7% gewachsen. 2016 dürfte ähnlich werden. Die Geldversorgung der Notenbanken in Europa und Japan, aber auch in Australien und Neuseeland bleibt expansiv. Die US-Wirtschaft wird um 2 bis 2,5% wachsen – trotz Zinsanhebungen.
Fazit: Die Börse ist momentan im Ausverkaufsmodus, bewertet die konjunkturellen Risiken über und spielt schon fast ein Rezessions-Szenario. Uns sind gerade auch zu viele Pessimisten am Markt, die jetzt dazu raten, Aktien möglichst zu verkaufen. Aktien haben aber ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis als Anleihen. Wir bleiben dabei: An schwachen Tagen kaufen.