Börse: Hält der Trend?
Die Lage an den Märkten bleibt kippelig. Noch halten sie sich über ihren neuralgischen Linien. Es fällt aber auch auf, dass selbst im Dow die Dynamik nach oben nicht gerade groß ist.
Der DAX kämpft gegen den endgültigen Bruch seines langfristigen Aufwärtstrends. Der verläuft, gemessen an der wichtigen 200-Tagelinie, aktuell bei knapp 12.000 Punkten. Insofern war es ein wichtiges Achtungssignal für Anleger, dass der Deutsche Aktienindex zu Beginn der Woche im Zuge der Nordkorea-Aufregung in einer kleinen Panik-Attacke bereits unter 11.900 Zähler gerutscht war.
Der Bruch des Aufwärtstrends war zunächst nur ein kurzzeitiges Phänomen. Die US-Börse hat den DAX schnell wieder nach oben gezogen. Aber das Risiko gerade für den DAX steigt beträchtlich. Problematisch ist, dass der Dow aktuell darum bemüht ist, seinen kurzfristigen Aufwärtstrend zu halten. Fällt der US-Index unter 21.800 Zähler, ist eine Korrektur in Richtung 21.000 Punkte sehr wahrscheinlich.
Noch halten sich die Märkte über ihren neuralgischen Linien. Es fällt aber auch auf, dass selbst im Dow die Dynamik nach oben nicht gerade groß ist. Auch die Handelsvolumina sind gering. De facto sind die Investoren in den USA angesichts der hohen Kurse und fehlenden Impulse ein wenig gelähmt. Aussteigen wollen sie zwar noch nicht. In Kauflaune sind sie aber auch nicht.
Stellt sich die Frage: Was stützt die Märkte eigentlich? Strategisch für Anleger noch wichtiger: Woher können Impulse für weitere beispielsweise 5 oder 10% Kursgewinn kommen? Bei der Beantwortung dieser Fragen zögern momentan auch viele Vermögensverwalter und Banken. Sie wissen es auch nicht – insbesondere beim Blick auf die USA. Dass US-Präsident Donald Trump dort einen erneuten Versuch unternimmt, seine Steuerreform voran zu bringen, wird von den Beobachtern müde zur Seite gewischt. So richtig rechnet niemand mehr mit einem großen Wurf. Es wird am ehesten kleinere Steuersenkungen geben. Die Börse dürfte das kalt lassen.
Dabei kommt EZB-Präsident Mario Draghi eine wichtige Rolle zu. Er wird nächste Woche wieder vor die Presse treten und Position zur weiteren Geldpolitik beziehen müssen. Angesichts des Anstiegs der Inflationsrate in der Eurozone von 1,3% auf 1,5% dürften seine Worte auf die Goldwaage gelegt werden.
Draghi hat aber ein wachsendes Problem. Einerseits müsste er bestrebt sein, den Euro schwächer zu reden. Andererseits müsste er mit Blick auf die Entwicklung der Inflationsrate allmählich Andeutungen machen, ob und wie die EZB ihr Anleihenkaufprogramm ab 2018 fortführt. Die Markterwartung ist, dass die EZB spätestens im Herbst den Einstieg in den Ausstieg (z. B. Reduzierung der Anleihenkäufe) ankündigt. Deutet die EZB aber ihren sanften Exit an, dürfte das den Euro eher stärken.
Für den DAX ist der gestiegene Wechselkurs eine sichtbare Belastung. Der Sprung über 1,20 EUR/USD war als Spiegelbild in der Index-Kurve nachvollziehbar. Momentan korrigiert die Gemeinschaftswährung leicht nach unten. Die mittelfristige Perspektive des Euro ist aber dennoch nach oben gerichtet.
Fazit: Die Lage an den Märkten bleibt kippelig. Die Saisonalität spricht für eine hohe Korrekturanfälligkeit bis Anfang Oktober. Vor allem der DAX hängt am seidenen Faden. Also: Absichern und abwarten.