Exit aus der ultralockeren Geldpolitik
Die EZB beginnt, ihren Exit aus der ultralockeren Geldpolitik zu moderieren. Der Fahrplan ist absehbar. Davon werden Bank-Aktien profitieren, Staats- und Unternehmensbonds kommen unter Druck.
Die Europäische Zentralbank (EZB) beginnt, die Märkte auf das nahende Ende der ultralockeren Geldpolitik vorzubereiten (FB vom 8.5.). Vor wenigen Tagen forderte EZB-Direktor Yves Mersch eine „geordnete und strukturierte Debatte“. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat sofort nachgelegt und wörtlich ein Ende der ultralockeren Geldpolitik gefordert.
Den Währungshütern gehen langsam aber sicher die Argumente für den weit geöffneten Geldhahn aus. Sowohl die Konjunktur, als auch die Inflation ziehen im Euroraum spürbar an. Hinzu kommt, dass die politischen Risiken in der Eurozone abnehmen. Der Brexit wird vermutlich ganz langsam abgearbeitet. Griechenland ist derzeit kein Thema. Die Risikowahlen in den Niederlanden und Frankreich sind für Europa gut ausgegangen.
Die EZB wird ihre Stützungsmaßnahmen in mehreren Schritten zurückdrehen:
Als erstes dürfte sie den Negativzins von 0,4% reduzieren. Damit hilft sie sofort den Banken. Diese müssen dann weniger Strafzinsen zahlen. Das stützt das Bankensystem. In diesem Zusammenhang bemerkenswert: Seit Beginn der Debatte um den EZB-Ausstieg haben Bankaktien spürbar zugelegt. Parallel dazu werden die Geldhüter ihr Anleihekaufprogramm schrittweise zurückfahren. Noch bis Ende 2017 fischen sie für 60 Mrd. Euro pro Monat Staats- und Unternehmensanleihen vom Markt. Erst als letzten Schritt werden sie die Leitzinsen erhöhen. Der historische Niedrigzins kann so bis ins Jahr 2018 konserviert werden.Die Märkte werden den Exit vorwegnehmen
Die Märkte werden der geldpolitischen Normalisierung vorgreifen. Davon werden vor allem die Anleihekurse negativ getroffen. Seit März 2016 sind allein die Risikoprämien guter Unternehmensbonds um 40 Basispunkte gesunken. Die hohe monatliche Nachfrage der Währungshüter hat das Risiko nach unten verzerrt. Wird der EZB-Exit greifbar, dürften die Kurse der 900 Papiere, die auf dem Kaufprogramm der Notenbanker stehen (darunter z. B. auch BMW, VW), unter Druck geraten.Fazit: Die europäischen Währungshüter werden ihren Exit sehr behutsam angehen. Bank-Aktien werden davon profitieren; bei Staats- und Unternehmensanleihen werden die Renditen steigen, die Kurse laufend unter Druck stehen.