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2011
Wie groß ist die Gefahr, die von Japan für die Weltwirtschaft ausgeht?

Der ignorierte Schuldenberg Japans: Der graue Schwan der Weltwirtschaft

Japanische Flagge. © Black Spring / Fotolia
Japan trägt schon seit Jahrzehnten einen gewaltigen Berg Staatsschulden vor sich her. Zigfach wurde die Tragfähigkeit angezweifelt, zahllose Spekulanten haben sich die Finger daran verbrannt, gegen Japan zu wetten. Inzwischen wird der Schuldenberg von 237% des japanischen BIP so gut wie ignoriert. Zu Unrecht.
Ist Japan der „graue Schwan“ der Weltwirtschaft? Sorgt die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt für den nächsten Crash auf den Finanzmärkten? Der US-Ökonom Kenneth Rogoff, viele Jahre Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), hält das schon in den nächsten Monaten oder Jahren für möglich. Der Grund ist eine seit Jahrzehnten in Japan so nicht mehr gekannte Kombination von extrem hoher Verschuldung des Landes von 237% vom BIP, gepaart mit einem deutlichen Zinsanstieg infolge hartnäckig hoher Inflationsraten. Die Staatsschuld hat sich im Zuge zahlloser, wenig wirkungsvoller Konjunkturprogramme nach dem Aktienmarktcrash 1988 und dem nachfolgenden Immobilienmarkteinbruch, dem wiederum eine Schulden, Banken- und Wirtschaftskrise folgte, über drei Jahrzehnte hinweg aufgebaut.

Japan hat dies enorme Belastung geschultert, indem die Ersparnisse der Bevölkerung mittelbar für staatliche Zwangsdarlehen genutzt wurden und die Außenverschuldung geringgehalten wurde. Anders gesagt: Japan musste sich kein Geld im Ausland beschaffen und konnte so über den Zins auch die Belastung der Staatskasse durch den Schuldenberg steuern.

Internes "Beschaffungsvolumen" aufgebraucht

Doch diese Zeit geht zu Ende. Zwar machen es die Japaner ihrem Staat leicht: Über die Hälfte ihres Vermögens (54,2 %) halten sie in Bargeld und Einlagen, ein wesentlich höherer Anteil als in den USA (13, %) und im Euroraum (34,5 %). In Aktien investieren japanische Haushalte bescheidene 11 % (USA 39,8 %, Euroraum 19,5 %). Doch das "interne Beschaffungsvolumen“ ist langsam aufgebraucht. Somit ist Japan abhängiger von den internationalen Kapitalmarktzinsen geworden. Zum anderen hat es Japan seit Jahrzehnten erstmals wieder mit einer Inflationsrate zu tun, die sich hartnäckig deutlich über 3 % hält, während die Notenbank die Leitzinsen weiter bei 0 %halten will. Das passt auf mittlere Sicht kaum zusammen.

Der Ökonom Rogoff geht davon aus, dass die Märkte auch in Japan die Zinsen „unweigerlich entlang der gesamten Renditekurve in die Höhe treiben“ werden. Sollte das geschehen, wird das den japanischen Staatshaushalt immens belasten. Am Beispiel Deutschlands lässt sich das leicht nachvollziehen. Lag der Schuldendienst 2021 zu Zeiten der Nullzinsen und Mini-Inflation bei 4,6 Mrd. Euro oder 0,83% der Haushaltsausgaben des Bundes, sind im Haushalt 2024 knapp 39 Mrd. Euro oder 8,73% des Gesamthaushalts angesetzt – etwas mehr als für Digitales und Verkehr. Deutschland hat eine Staatsschuld von derzeit 67 % des BIP (ohne Sondervermögen in Höhe von 869 Mrd. = 91 %), also knapp ein Drittel der japanischen.

Hohe Zusatzausgaben zu schultern

Zudem muss Japan wie Deutschland seine Rüstungsausgaben kräftig nach oben fahren. Und die Wirtschaft des Landes ist stark abhängig vom Abnehmer China. Kommt es dort (erwartungsgemäß infolge der Immobilienkreditkrise) zu einem fortgesetzten Wachstumseinbruch, leidet auch das japanische Geschäftsmodell als Zulieferer von Hightech-Produkten für chinesische Konsumgüterhersteller zu fungieren. Eingekeilt zwischen Russland und China will Nippon sich nicht nur auf die USA als militärische Schutzmacht verlassen (müssen).

Fazit: Der aktuelle Wirtschaftsaufschwung Japans darf uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Der beinahe historisch schwache Yen ist ein Alarmzeichen.
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