Der ignorierte Schuldenberg Japans: Der graue Schwan der Weltwirtschaft
Japan hat dies enorme Belastung geschultert, indem die Ersparnisse der Bevölkerung mittelbar für staatliche Zwangsdarlehen genutzt wurden und die Außenverschuldung geringgehalten wurde. Anders gesagt: Japan musste sich kein Geld im Ausland beschaffen und konnte so über den Zins auch die Belastung der Staatskasse durch den Schuldenberg steuern.
Internes "Beschaffungsvolumen" aufgebraucht
Doch diese Zeit geht zu Ende. Zwar machen es die Japaner ihrem Staat leicht: Über die Hälfte ihres Vermögens (54,2 %) halten sie in Bargeld und Einlagen, ein wesentlich höherer Anteil als in den USA (13, %) und im Euroraum (34,5 %). In Aktien investieren japanische Haushalte bescheidene 11 % (USA 39,8 %, Euroraum 19,5 %). Doch das "interne Beschaffungsvolumen“ ist langsam aufgebraucht. Somit ist Japan abhängiger von den internationalen Kapitalmarktzinsen geworden. Zum anderen hat es Japan seit Jahrzehnten erstmals wieder mit einer Inflationsrate zu tun, die sich hartnäckig deutlich über 3 % hält, während die Notenbank die Leitzinsen weiter bei 0 %halten will. Das passt auf mittlere Sicht kaum zusammen.
Der Ökonom Rogoff geht davon aus, dass die Märkte auch in Japan die Zinsen „unweigerlich entlang der gesamten Renditekurve in die Höhe treiben“ werden. Sollte das geschehen, wird das den japanischen Staatshaushalt immens belasten. Am Beispiel Deutschlands lässt sich das leicht nachvollziehen. Lag der Schuldendienst 2021 zu Zeiten der Nullzinsen und Mini-Inflation bei 4,6 Mrd. Euro oder 0,83% der Haushaltsausgaben des Bundes, sind im Haushalt 2024 knapp 39 Mrd. Euro oder 8,73% des Gesamthaushalts angesetzt – etwas mehr als für Digitales und Verkehr. Deutschland hat eine Staatsschuld von derzeit 67 % des BIP (ohne Sondervermögen in Höhe von 869 Mrd. = 91 %), also knapp ein Drittel der japanischen.
Hohe Zusatzausgaben zu schultern
Zudem muss Japan wie Deutschland seine Rüstungsausgaben kräftig nach oben fahren. Und die Wirtschaft des Landes ist stark abhängig vom Abnehmer China. Kommt es dort (erwartungsgemäß infolge der Immobilienkreditkrise) zu einem fortgesetzten Wachstumseinbruch, leidet auch das japanische Geschäftsmodell als Zulieferer von Hightech-Produkten für chinesische Konsumgüterhersteller zu fungieren. Eingekeilt zwischen Russland und China will Nippon sich nicht nur auf die USA als militärische Schutzmacht verlassen (müssen).