Immobilienkrise: Japan-Szenario für China
In China bekämpft die Notenbank die Krise am Immobilienmarkt mit einer überraschend hohen Zinssenkung. Ein Blick auf die strukturellen Probleme zeigt, dass die Krise noch andauern und den Yuan (CNY) belasten wird. Außerdem sollten Anleger nicht aus den Augen verlieren, dass auch die Immobilienmärkte in den USA und teilweise in Europa unter erheblichem Zinsdruck stehen.
Chinas Notenbank versucht, den Brand am Immobilienmarkt zu löschen. Während sich der Immobilienriese Evergrande in der Abwicklung (300 Mrd. Dollar Schulden) befindet, hat die Peoples Bank of China (PBoC) nun den Leitzinse gesenkt. Der fünfjährige Schlüsselzins für Hypotheken wurde überraschend deutlich von 4,20% auf 3,95% gesenkt. Diese Maßnahme zielt darauf ab, Hypotheken weiter zu verbilligen und somit die Nachfrage am chinesischen Immobilienmarkt wieder anzufachen.
Notenbank kämpft gegen Immobilienkrise
An den Finanzmärkten ist der Zinsschritt weitgehend geräuschlos verpufft. Das ist ein schlechtes Zeichen. Denn es deutet darauf hin, dass die Märkte die Maßnahme noch für zu wenig wirksam halten. Angesichts der vielen Immobiliengesellschaften mit überbordenden Schulden und der vielen Menschen, die auf Investitionsruinen sitzen, ist das nachvollziehbar. Die Skepsis, dass sich der Markt bald fängt, ist groß. Das bremst die Konjunktur nachhaltig aus.
Für Konjunktur und Währung lässt das noch keine Trendwende erwarten. Die Stimuli werden kurzfristig keinen Effekt haben, allenfalls langfristig die Immobiliennachfrage stabilisieren. Setzt sich die Krise fort, dürfte Peking zu weiteren Maßnahmen greifen. Zuletzt wurden Banken schon einige Ausnahmeregeln erlaubt, um den Immobilienmarkt zu stützen und weitere Zahlungsausfälle und Pleiten (z.B. von Bauunternehmen) zu verhindern. In China sind weitere Zinssenkungen wahrscheinlich. Der Yuan dürfte damit strukturell unter Druck bleiben.
Fazit: China hat sich in eine ähnlich Immobilien-Schulden-Krise manövriert wie Japan in den 80er Jahren. Die Bereinigung dieser strukturellen Krise dürfte länger dauern. Ein Risiko für die Weltwirtschaft ist, dass sowohl in China als auch in den USA und teilweise in Europa die Immobilien-Sektoren unter erheblichem Zins-Druck stehen. Die Lunte zu den Banken ist gelegt.