Kampf um die Geldhoheit
Die EZB denkt intensiv über den E-Euro nach. Vorige Wochen haben die Geldhüter dazu ein Papier vorgelegt. Darin sind Ziele definiert, die ein digitaler Euro erreichen könnte. Das Papier zeigt aber auch, worum es der EZB eigentlich geht.
Die Europäische Zentralbank bastelt weiter am E-Euro. Dazu haben die Währungshüter in der vorigen Woche einen umfassenden Bericht vorgelegt. Darin haben sie zunächst sieben Ziele definiert, die mit einem digitalen Euro erreicht werden könnten. Dazu gehören das Vorantreiben der Digitalisierung, die Stabilität des Zahlungsverkehrs bei Cyberattacken und das Fördern der internationalen Rolle des Euro. Etwas absurd: Sogar den CO2-Ausstoß will die EZB mit dem digitalen Euro mindern (das Thema ist überall en vogue).
Ziele für einen E-Euro
Im Kern geht es der EZB mit der Schaffung eines digitalen Euro vor allem darum gehen, ihren Einfluss und ihre Machtposition hinsichtlich der Währungshoheit zu wahren. Denn in dem Maße, wie das Vertrauen in staatliche Papierwährungen schwindet, wächst das Interesse an Alternativen. Von denen gibt es mit den blockchain-basierten Kryptowährungen schon einige. Sehr ernst nehmen die Währungshüter aber auch den privaten Vorstoß von Facebook, mit Libra eine eigene Währung zu schaffen.
Daneben gibt es auch in anderen Ländern Bestrebungen zur Einführung digitaler Währungen. China ist auf dem Weg bereits recht weit fortgeschritten. Die Sorge der europäischen Währungshüter ist, dass es eine neue globale Geldkonkurrenz geben könnte. Digitale Währungen könnten es vor allem Unternehmen, aber auch Privatanlegern ermöglichen, global ihre Vermögen in andere Währungen zu tauschen.
Fazit: Die EZB wird das Projekt E-Euro vorantreiben und versuchen, mit China Schritt zu halten. Strategisch geht es den Währungshütern darum, Herr des Geldes in Europa zu bleiben. Nur wenn das gelingt, können sie noch Geldpolitik betreiben.