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Währungen aus Osteuropa

Osteuropa zwischen Exporterfolgen und Rezession

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und Russland.

Der Export läuft

Der Export treibt Tschechiens Wirtschaft an. Dabei profitiert die Automobilindustrie von den besseren Absatzzahlen in Westeuropa. Die gute Konjunktur in Deutschland sorgt zudem für hohe Exportüberschüsse dem Nachbarland gegenüber.

Die Tschechische Notenbank betreibt weiter aktives Wechselkursmanagement. Damit sorgt sie dafür, dass die Krone leicht über 27 notiert, keineswegs aber gegenüber dem Euro aufwertet.

Die politische Lage ist stabil. Zwar ist Präsident Milos Zeman ein Polterkopf. Aber die Dreiparteienkoalition des Sozialdemokraten Bohuslav Sobotka sitzt stabil im Sattel. Das Haushaltsdefizit liegt bei knapp 2% vom BIP, die Staatsverschuldung bei etwa 40%.

Fazit: Die Notenbank wird ihre Stabilitätspolitik konsequent fortsetzen. Der Kurs der Krone wird stabil um 27 EUR/CZK liegen.

Rekord in Budapest

In Ungarn haben die Währungshüter am Dienstag den Leitzins gesenkt. Von ohnehin schon niedrigen 1,5% ging es auf ein Rekordtief von nun 1,35% hinab. Damit haben die Währungshüter wegen der niedrigen Inflation die Zinsen stärker zurückgenommen, als von den meisten Beobachtern erwartet. Notenbank-Gouverneur György Matolcsy, ein politisch installierter enger Vertrauter von Regierungschef Viktor Orban, sagte, dass der Zyklus der Zinssenkungen nun vorüber sei. Der Leitzins solle nun längere Zeit konstant bleiben. Andere Lockerungsmaßnahmen sind aber denkbar.

Die Wirtschaft des Landes ist weiter zwiegespalten. Der Export bleibt stark (+3,5%), die Industrieproduktion ebenfalls. Im Lande ist die Dynamik sehr schwach. Die Binnennachfrage ist weiter rückläufig und bekommt vom statischen Arbeitsmarkt auch kaum Impulse. Änderungen sind nicht in Sicht.

Fazit: Der Forint hat kein Potenzial für Aufwertungen aus eigener Kraft. Nach oben geht der Währung bei 300 EUR/HUF die Luft aus. Wir rechnen mit einer sanften Abwertung in Richtung 315 EUR/HUF.

Griechenland drückt

Die aktuellen Wirtschaftsdaten Polens (achtwichtigster Handelspartner Deutschlands) sind gut. Das BIP-Wachstum pendelt sich stabil bei +3% ein (Vorjahr 3,4%). Das hilft, das Haushaltsdefizit unter 3% des BIP zu drücken. Mit einer Verschuldungsrate von 50,1% vom BIP steht Polen solide da.

Fundamental ist also weiter ein starke Zloty zu erwarten. Psychologisch belastet allerdings die Nähe Russlands. Zudem könnte bei den Sejm-Wahlen am 31.10. eine nationalistische Regierung einen temporären Anti-EU-Kurs fahren. Es besteht Reformbedarf bei Renten, im Energiesektor und bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit (23%).

Fazit: Bei den aktuell guten Rahmendaten wird der Zloty weiter in seiner seit 2011 bestehenden Range von 4,10 bis 4,30 gegenüber dem Euro laufen.

Innenpolitik dominiert

In Rumänien werfen die Parlamentswahlen 2016 ihre Schatten voraus – es gibt konjunkturtreibende Wahlgeschenke. Bereits im Juni wurde die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel und Energie deutlich gesenkt. Jeder Rumäne spart jeden Monat Geld, das in den Binnenkonsum fließt. Das zeigt sich beim Blick auf die BIP-Zahlen. Das starke Wachstum von zuletzt 4,2% (1. Quartal) wird vom privaten Konsum getragen. Der Außenhandel liefert nach wie vor einen negativen Beitrag. Positiv ist aber, dass die Investitionstätigkeit anzieht.

Die Fiskalpolitik wird weiter entscheidende Impulse liefern und die Wirtschaft anschieben. Im Jahr 2016 sollen weitere Steuererleichterungen beschlossen werde (Volumen ca. 2% des BIP). Kernstück ist eine Senkung der Mehrwertsteuer von 24 auf 19%. Zudem sollen Tabak und Alkohol geringer besteuert werden. Die Bauabgabe soll abgeschafft werden.

Diese Maßnahmen werden sich im Defizit zeigen. Die Projektionen für den Haushaltssaldo gehen von einer starken Ausweitung auf -3,5% vom BIP 2016 aus (akt. -1,6%). Dahinter steht die Ahnung, dass die Regierung die Gegenfinanzierung für die Steuererleichterungen im Wahljahr 2016 kaum durchführen wird. Darum sind die Steuersenkungen dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU-Kommission ein Dorn im Auge. Verhindern werden sie diese indes nicht.

Der LEU ist noch stark und wird vom starken Wirtschaftswachstum getragen. Allerdings notiert er mittelfristig bei 4,40 gegenüber dem Euro fast auf einem 3-Jahreshoch. Das absehbar stark steigende Defizit dürfte ihm allmählich den Wind aus den Segeln nehmen.

Fazit: Der Leu wird nicht zu akuter Schwäche neigen. Luft nach oben hat er aber auch nicht. Bei 4,30 EUR/RON liegt ein dicker Deckel auf dem Kurs.

Rezessions-Modus

Die Konjunktur-Ampeln in Russland stehen weiter auf rot. So wie der militärische Konflikt in der Ukraine „eingefroren“ ist, so ist auch die wirtschaftliche Dynamik „auf Eis gelegt“.

Das Land verharrt im Rezessions-Modus. Auch im Juli gab es nach dem enttäuschenden Mai keine grundlegende Besserung. Die BIP-Prognosen (zuletzt -3,0%) werden wohl nochmals leicht reduziert werden müssen. Inzwischen werden für 2015 vielfach zwischen -3,4% und -3,7% erwartet. Grund für die Abwärtsrevision ist vor allem die Industrieproduktion. Sie bleibt auch im Juli schwach, nachdem sie im Mai um 5,5% eingebrochen war. Vom privaten Konsum kommen kaum positive Impulse. Er hat sich lediglich stabilisiert, da die Inflation mit aktuell 15% (Januar 17%) zuletzt rückläufig war.

Die russische Zentralbank wird auf ihrer Sitzung Ende Juli einen Zinsschritt erwägen. Denkbar ist eine moderate Senkung des Leitzinses um maximal 50 Basispunkte auf 11%. Das könnte die Binnennachfrage leicht stützen.

Entscheidender für die russischen Konjunkturperspektiven dürfte die Entwicklung des Ölpreises bleiben. Da dieser weiter nach unten tendiert (wir rechnen mit nachgebenden Notierungen), dürfte der Rubel unter Druck kommen. Dieses Szenario könnte die Währungshüter dazu bewegen, einen möglichen Zinsschritt in Richtung September zu verschieben.

Trotz der Schwäche spielt Russland seinen europäischen Machtpoker weiter. Denn das Land prüft nach den Worten von Energieminister Alexander Nowak Griechenland-Hilfen in Form von Gaslieferungen. Präsident Wladimir Putin lässt verbal die Muskeln spielen und betont, Russland „sei stark genug, trotz eigener wirtschaftlicher Probleme anderen Ländern zu helfen“. Angesichts der Devisenreserven von noch ca. 350 Mrd. US-Dollar ist das durchaus eine Weile denkbar. Allerdings wird das der Wirtschaft Russlands in keiner Weise helfen.

Fazit: Die Verlängerung der EU-Sanktionen und der Gegensanktionen Russlands frieren den rezessiven Zustand der russischen Wirtschaft ein. Der Rubel bleibt schwach und tendiert zwischen 61 und 63 gegenüber dem Euro.

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Osteuropa

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
TschechienCZK27,0427,5027,50sicher

3m-Zins0,310,300,35
UngarnHUF310,53310315sicher
3m-Zins1,421,371,37
PolenPLN4,114,154,15neutral
3m-Zins1,771,601,70
RumänienRON4,424,404,35neutral
3m-Zins1,391,401,40
Russland

RUB63,4763,5062,00unsicher
3m-Zins12,6812,5012,00
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