Russland in der Sackgasse, Ungarn in der Vertrauenskrise.
Rückenwind aus Frankfurt
Tschechiens Wirtschaft sieht Licht am Ende des Tunnels. Die Währungshüter kämpfen schon länger gegen die Deflationsgefahren – bislang mit wenig Erfolg, wie die jüngst notierten -0,1% zeigen. Die aktuelle Projektion der Notenbank CNB sieht voraus, dass die Inflationsraten bis gegen Ende 2015 unter Null bleiben werden. Erst im 3. Quartal 2016 werden sie wieder den unteren Rand der Zielzone (1%-3%) erreichen. Die neue Wachstumsprognose für 2015 ist optimistischer. Statt 2,5% lautet die Erwartung nun 2,6%. Für 2016 sind es 3,0% statt 2,8%. Denn vom QE-Programm der EZB erhoffen sich die Prager Währungshüter Schub für die eigene Wirtschaft. Zunächst dürfte die Nachfrage aus der Eurozone anziehen und zusätzliche Liquidität aus dem Euroraum nach Tschechien fließen. Zudem wirkt die Euro-Bindung der Krone wie eine Lockerung via Abwertung. An höhere Zinsen ist unter diesen Umständen nicht zu denken. Somit wird die Krone auch für die nächsten Monate Abstand zum Interventionspunkt 27 Kronen je Euro halten.
Fazit: Die Krone dürfte in den nächsten Monaten knapp oberhalb von 27 Kronen je Euro notieren.
Schwindende Optionen
Die offiziellen Wachstumszahlen fielen für das 4. Quartal mit 3,4% gegenüber Vorjahr besser aus als erwartet. Allerdings lieferte der letztlich mit EU-Geld finanzierte staatliche Konsum mit einem Zuwachs von 5,4% den wichtigsten Wachstumsbeitrag. Die privaten Haushalte kamen nur um 2% voran. Demgegenüber bieten die Anlageinvestitionen ein schwaches Bild. Ihr Zuwachs betrug lediglich 3,9% (Vorquartale: 15%-20%). Offenbar ist es nicht mehr weit her mit dem Vertrauen von Investoren und Haushalten. Die auf -1% gefallene „Inflation“ unterstreicht die schwache Nachfrage. Ohne Geld aus Brüssel wäre Ungarn schnell am Ende. Viele Optionen hat Regierungschef Victor Orbán nicht mehr. Der Forint profitierte unlängst ein wenig von der Euro-Schwäche. Seine alten Kurse um 280 Forint je Euro erreichte er aber nicht.
Fazit: Der Forint wird in den nächsten Monaten mehr oder weniger schnell abbröckeln.
Etwas mehr Inflation gesucht
Die polnischen Währungshüter liefern einen optimistischen Ausblick bis Ende 2017. Das durchschnittliche Wachstum soll 3,4% p. a. betragen. Wichtigster Antrieb soll die Binnennachfrage, vor allem der private Konsum sein. Er legt Dank einer günstigen Beschäftigungsentwicklung weiter zu. Das regt die Investitionen der Unternehmen an. Auch der günstige Preistrend wirkt unterstützend. Der seit Mitte letzten Jahres unter Null liegende Inflationstrend wird demnach erst ab dem 3. Quartal das Vorzeichen wechseln. Allerdings sehen die NBP-Ökonomen die Risiken ihrer Inflationsprognose asymmetrisch verteilt. Es drohe eher Deflation als Inflation. Sie senkten daher ihren Leitzins noch einmal um 25 Basispunkte auf jetzt 1,5%. Im Übrigen rechnen auch sie mit einem Schub durch das EZB-Programm. Der Zloty hatte in den letzten Wochen entgegen unseren Erwartungen deutlich zugelegt (bis 4,115). Das dürften die polnischen Währungshüter unter Wettbewerbsaspekten wohl nicht so gerne sehen.
Fazit: Der Zloty dürfte beim Kurs 4,115 seine Spitze gesehen haben. Er wird sich in den nächsten Monaten auf diesem Niveau halten.
Die nächste Zinssenkung
Die Inflation in Rumänien liegt mittlerweile unter 1%. Das Wachstum 2014 fiel mit 2,9% zwar positiv, aber schwächer als erwartet aus. Das Defizit der Leistungsbilanz schrumpft mangels Binnennachfrage. Diese Voraussetzungen legten den nächsten Zinsschritt um 25 Basispunkte auf jetzt noch 2,25% nahe. Mittelbar dürften auch Rumänien und der Leu vom EZB-Programm profitieren und die Erholung der Wirtschaft stützen.
Fazit: Der Leu sollte wenigstens über die nächsten Monate stabil bleiben. Es sind aber auch Gewinne drin – vor allem, wenn die Erholung schneller als derzeit erwartet vorankommen sollte.
In der Sackgasse
Die Lage Russlands bleibt schlecht. Das Warenangebot geht zurück. Die Inflation liegt offiziell bei 16,7% . Und die Rezession ist inzwischen fühlbar. Russland zahlt einen hohen Preis für Putins außenpolitische Abenteuer. Immerhin hat sich der Rubel auf niedrigem Niveau stabilisieren können. Der Abwärtstrend dürfte sofort wieder einsetzen, sobald es neue Kämpfe in der Ukraine gibt. Das steht aus unserer Sicht zu erwarten. Denn das Ziel „Landbrücke zur Krim“ ist noch nicht erreicht.
Fazit: Der Rubel wird zunächst schwach bleiben.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Osteuropa
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Tschechien | CZK | 27,31 | 27 | 27 | sicher |
3m-Zins | 0,185 | 0,15 | 0,10 | ||
Ungarn | HUF | 305,1 | 308 | 312 | neutral |
3m-Zins | 2,06 | 2,1 | 1,9 | ||
Polen | PLN | 4,15 | 4,25 | 4,27 | neutral |
3m-Zins | 1,55 | 1,5 | 1,2 | ||
Rumänien | RON | 64,92 | 59 | 60 | neutral |
3m-Zins | 17,1 | 18 | 19 | ||
Russland | RUB | 4,447 | 4,45 | 4,45 | unsicher |
3m-Zins | 1,08 | 1,1 | 0,9 |