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Währungen aus Osteuropa

Ungarn ist kein Tiger, Russland auf dem Weg in die Stagflation

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und Russland.

Investitionen treiben das Wachstum   

Das 2. Quartal brachte den Tschechen 2,7% Wachstum und einen optimistischen Kommentar der Notenbank. Sie erwartet eine weitere Beschleunigung auf 3%. Der Export läuft etwas stärker als angenommen. Zudem ziehen die Investitionen an. Allerdings spielt auch der Lageraufbau eine Rolle. Das weist auf die üblichen Risiken hin. Die Inflation hat sich ein wenig von der Nulllinie entfernt. Sie betrug zuletzt 0,5%. Das stellt aber wohl kaum ein Stabilitätsproblem dar.

Fazit: Die Krone bleibt bis auf weiteres in der Region oberhalb von 27 Kronen je Euro stehen.

"Failed Tiger“

Das 2. Quartal brachte für Ungarn beachtliche 3,9% Wachstum. Das veranlasste Premier Viktor Orban dazu, Ungarn als neuen „Tiger“ anzupreisen. Die Realität ist leider ziemlich grau: Das Wachstum kam im Wesentlichen über die Binnennachfrage. Diese wurde von Sonderausgaben angetrieben. Vor dem Verfall stehende EU-Mittel mussten noch schnell „unter die Leute gebracht“ werden. Weitere Finanzierungsquellen waren der Rest des enteigneten Vermögens der privaten Alterssicherung und weiter gestiegene Staatsschulden. Die Kehrseite ist der auf 310-315 Forint je Euro abgerutschte Außenwert der Landeswährung. Damit ist die Last der Währungskredite noch einmal drückender geworden. Sie soll nun mit Hilfe der Währungsreserven durch Tausch gemildert werden. Ungarn zeigt inzwischen die Umrisse eines „failed state“. In Orbans Umfeld haben Regierungsstellen sowie „befreundete“ Geschäftsleute und Anwälte einen lukrativen Handel mit ungarischen Pässen entwickelt. Diese werden zum Preis von etwa 3 Mio. Forint (rund 10.000 Euro) verkauft. Sie gewähren freien Zutritt zum Schengen-Raum. Kunden sind vor allem Ukrainer, Russen und Serben.   

Fazit: Der Abstieg Ungarns geht weiter und zieht den Forint nach unten.

Binnennachfrage stützt Wachstum

Ein kräftiger privater Konsum und vor allem anziehende Investitionen sorgten für 3,3% Wachstum im 2. Quartal. Das bedeutet im Quartalsvergleich allerdings eine Verlangsamung von 1,1% auf 0,6%. Der Export schwächte sich ab und sorgte für einen negativen Außenbeitrag. Dieses Minus wird wohl noch anwachsen, wenn der Ukraine-Konflikt und die damit ausgelösten Sanktionen voll durchschlagen. Polens Landwirtschaft ist vom russischen Importstopp besonders betroffen. Zudem war der positive Beitrag der Investitionen zu einem guten Teil auf Lageraufbau zurückzuführen. Im Kontext des langsameren Wachstumstempos ist das ein weiteres Warnsignal. Die Daten vom aktuellen Rand deuten ebenfalls auf eine weitere Schwächung. Dazu zählen wir vor allem die Abschwächung von Industrieproduktion und Bautätigkeit. Die für die Notenbank zentrale Kernrate der Inflation liegt mit zuletzt 0,5% deutlich unter dem Ziel. Somit besteht Raum für Lockerungen (aktueller Leitzins: 2,75%), um die Binnennachfrage anzuregen.

Fazit: Die wirtschaftlichen Faktoren sprechen für eine leicht schwächere Tendenz des Zloty. Die politischen Risiken im Hintergrund sind aber erheblich.

Rückfall

Das 2. Quartal brachte in Rumänien ein Minus-Wachstum (-1%). Schon im 1. Quartal war der Zuwachs mit +0,1 (jeweils zum Vorquartal) schwach ausgefallen. Die Notenbank reagierte darauf mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte auf jetzt 3,25%. Sie will damit der Binnennachfrage aufhelfen. Auch der Außenhandel schwächelt und beschert Defizite in der Leistungsbilanz. Diese werden bislang allerdings zum großen Teil durch Direktinvestitionen finanziert.

Fazit: Schwaches Wachstum und negative Zinserwartungen schwächen den Leu.

Stagflation

Die Sanktionen haben Russlands Wirtschaft schwer getroffen. Die Kapitalflucht erreicht ungeahnte Höhen und belastet die Konjunktur. Dadurch werden die Investitionen der Unternehmen (noch) schwächer. Auch die Bautätigkeit dürfte unter dem Rückzug der wirtschaftlich Erfolgreichen aus dem Land leiden. Doch der Abfluss effektiver Nachfrage ist nicht das einzige Problem. Die Kapitalflucht belastet auch die Bereitschaft, durch Investitionen Risiken einzugehen. Stattdessen macht schon die Prophezeiung einer Bankenkrise die Runde. Das verschärft die Kapitalflucht noch einmal und belastet das Bankensystem. Zudem zieht die Inflation an. Nicht zuletzt, weil die Rubelschwäche sowie eigene und fremde Sanktionen viele Preise nach oben treiben. Das Wachstum dürfte dagegen bestenfalls eine schwarze Null erreichen, also Stagnation. Angesichts geringer Auslandsverschuldung und hoher Reserven ist die Zahlungsfähigkeit auf längere Sicht vorhanden. Allerdings dürfte sich der Spielraum der Regierung einengen. Denn ein Ölpreis unter 100 Dollar/Barrel dürfte zu Etatdefiziten führen.

Fazit: Wir erwarten einen fallenden Rubel. Die sich abzeichnende Stagflation unterminiert seinen Wert. 

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Osteuropa

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognosesicherheit
Tschechien

CZK27,5227,7027,80sicher

3m-Zins0,1950,20 0,20
UngarnHUF311,29 313315neutral

3m-Zins2,092,12,1
Polen

PLN4,1944,20 4,21neutral
3m-Zins2,342,52,5 
RusslandRUB49,545254neutral
3m-Zins9,399,510
Rumänien

RON4,4054,434,45unsicher

3m-Zins2,642,73,0
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