Fintechs gewinnen
Banken, die die Risiken richtig einzuschätzen wissen, schauen sich auf dem Fintech-Markt um und suchen gezielt nach Kooperationspartnern, die dem eigenen Geschäft weiterhelfen
Fintechs werden für die Banken zur Bedrohung – und die deutschen Geldhäuser antworten mit Kooperaionen. Das ist ein zentrales Ergebnis einer internationalen Branchenstudie des Wirtschaftsprüfers und Beraters PricewaterhouseCoopers (PwC). Die etablierten Banken und Vermögensverwalter haben die Gefahr zumindest erkannt. Gut 90% aller Finanzdienstleister rechnen laut PwC damit, Teile ihres Geschäfts an Fintechs zu verlieren. Die Antwort: Immerhn 70% aller deutschen Finanzdienstleiser kooperieren mit den Neugründungen. Dies ist ein weltweiter Spitzenwert. Fintechs bieten inzwischen in fast allen Bereichen des Bankgeschäfts Lösungen an. Der Studie zufolge sind in den letzten vier Jahren etwa 40 Mrd. US-Dollar in Finanz-Startups geflossen. Die erste Welle an Neugründungen beschäftigte sich vornehmlich mit dem Zahlungsverkehr, die zweite mit dem Kreditgeschäft, die dritte mit Geldanlage und Robo-Advisory. Dabei werden Anlagestrategien mit Computerprogrammen und Künstliche Intelligenz (KI) optimiert. Noch nicht erobert haben die „jungen Wilden“ beratungsintensive Geschäftsfelder. Insbesondere im Firmenkundengeschäft sind noch wenige Fintechs aktiv. In diesem Segment ist die Komplexität der Anforderungen zu groß. Auch bei komplexeren Anforderungen (z. B. Unternehmensfinanzierung) oder Produkten verlangen Kunden persönliche Beratung. Hier sehen die alteingesessenen Häuser auch künftig ihre Vorteile. Entscheidend für den Erfolg der Fintechs wird das Kundenvertrauen sein. Das zeigt eine aktuelle Studie des Bankenverbands. Derzufolge glauben nur 17% der befragten Bankkunden, dass ihr Geld bei Fintechs sicher ist. Bei Banken denken das immerhin 61%. Aber: Viele Produkte der Fintechs richten sich gar nicht direkt an die Endkunden. Daher ist das geringe Kundenvertrauen für diese nicht hinderlich. Relevant ist auch der Preisvorteil, den viele Fintechs bieten. Hier könnte den Geldhäusern ein ähnlicher Effekt wie beim Aufkommen der Direktbanken passieren. Denn auch die Fintechs können dank kleiner Verwaltung und kluger Big Data-Infrastruktur günstige Preise bieten. Entwickelt sich die KI so rasant weiter, könnte das auch auf das Beratungsgeschäft der etablierten Banken ausstrahlen.
Fazit: Erkannte Gefahren sind halbe Gefahren. Banken, die nach dieser Devise verfahren, schauen sich auf dem Fintech-Markt um und suchen gezielt nach Kooperationspartnern, die dem eigenen Geschäft weiterhelfen.