Kredite für Unternehmen bleiben preiswert
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat das günstige Finanzierungsniveau vorläufig zementiert. Zwar kündigte die EZB eine Halbierung der Anleihenkäufe auf monatlich 30 Mrd. Euro an. Zugleich betonte EZB-Präsident Mario Draghi aber auch, das Anleihenkaufprogramm „bis mindestens September 2018" fortzusetzen. Der Leitzins wird außerdem noch geraume Zeit unangetastet bei Null bleiben.
Die reduzierte Nachfrage hilft der EZB, überhaupt noch Anleihen kaufen zu können. Ohne die Reduktion wäre ihr sonst das Material ausgegangen oder die Währungshüter hätten ihr Statut ändern müssen. Diese Klippe umschiffen die Notenbanker nun einigermaßen geschickt. Zugleich verlängern sie die Planungssicherheit für die Anleihen-Emittenten, voran die Länder der Südschiene. Das wird das Rendite-Potenzial der Anleihen begrenzen.
Deutschland profitiert von niedirgem Leitzins
Deutschland – und damit auch deutsche Kreditnehmer – werden davon ordentlich profitieren. Angesichts der guten Haushaltslage werden 2018 von der öffentlichen Hand unter dem Strich vorausichtlich gar keine neuen Kredite aufgenommen. Es wird nur Umschuldungen geben und dabei werden auch die Anleihenvolumina weiter reduziert. Die EZB-Nachfrage wird darum auf ein geringes Anleihenangebot treffen. Die deutschen Renditen düften somit sogar vorübergehend weiter sinken.
Die Zinsstrukturkurve spiegelt das eindrucksvoll wieder. Im Vergleich zum Vormonat ist sie wieder kräftig abgerutscht; am stärksten am kurzen Ende. Nun ist die Kurve fast wieder deckungsgleich zu ihrem Verlauf vor zwei Monaten. Die Zinsen haben über alle Laufzeiten also nur einen kurzen Sprung nach oben vollzogen. Für den nächsten Monat ist davon auszugehen, dass sich die Zinskurve nicht wieder so dramatisch ändert. Denn ein Politikwechsel seitens der EZB ist unwahrscheinlich.
Erhöhte Chance auf Negativzinsen
Die Verlängerung der Anleihenkäufe durch die EZB erhöht aber auch die Wahrscheinlichkeit für Negativzinsen. Die Zinsen auf der Anlageseite (speziell Tagesgeld) stehen schon geraume Zeit unter Druck, liegen meist bei null. Etliche Unternehmen müssen bereits Negativzinsen auf hohe Guthaben zahlen. Die Zahl der Institute, die weiter in diese Richtung gehen werden, wird zunehmen. Die Geldhäuser werden den Negativzins nach und nach auch auf Privatkonten ausdehnen.
Der Druck auf den bereits negativen Realzins wächst somit. Angesichts der anziehenden Inflation, ebenfalls voran in Deutschland, wird die reale Enteignung somit zunehmen. Für die 10-jährige deutsche Staatsanleihe liegt der Realzins aktuell bei -1,45% p.a.
Fazit: Die EZB zementiert das niedrige Zinsniveau. Angesichts der sehr guten konjunkturellen Entwicklung in Europa bleibt das Finanzierungsumfeld für Unternehmen somit extrem gut.