Europa driftet auseinander
Die USA, Kanada und Deutschland haben die Wirtschaftskrise gut weggesteckt – anders als die meisten EU-Volkswirtschaften.
Einigen Ländern ist es bisher nicht gelungen, die Finanzkrise 2008/09 hinter sich zu lassen. Das zeigt ein Blick auf das Bruttoinlandsprodukt. Die USA und Kanada wiesen nach dem Einbruch 2009 schon im Jahr 2010 ein Bruttoinlandsprodukt aus, das absolut über dem von 2008 lag. Auch Deutschland und kleinere EU-Staaten überwanden die Krise relativ schnell. Die meisten europäischen Volkswirtschaften zeigen aber ein wesentlich schlechteres Bild (vgl. Tabelle).
Selbst Großbritannien erwirtschaftete erst 2013 ein BIP, das über dem Wert von 2008 lag. Hält Spanien das starke Wachstum wie 2015 von über 3% durch, wird es erst Ende 2017 die Zahlen von 2008 wieder erreichen. Frankreich gelangte schon 2011 (nach einem relativ geringen Einbruch) zurück auf das Niveau von 2008, die Zuwachsraten sind seither schwach. Sie lagen von 2012 bis 2015 jeweils unter einem Prozent. Ähnlich schwache Zuwächse lassen sich in Italien und Portugal beobachten. Nachdem sich diese Volkswirtschaften 2010 zu erholen schienen, drifteten sie in eine Rezession und wuchsen auch 2015 nur schwach. Der Blick auf die aktuellen prozentualen Wachstumsraten verzerrt die Wahrnehmung. Zwar lässt sich eine positive Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone konstatieren. Aber der prozentual gleich starke Zuwachs von z. B. 1,7% in Deutschland und Italien in diesem Jahr bedeutet unter dem Strich ein weiteres Auseinanderdriften der Volkswirtschaften beider Länder.
Land | 2008 | 2014 | Veränderung (%) |
---|---|---|---|
USA (Mrd. USD) | 14,83 | 15,96 | + 7,6 |
Deutschland (Mrd. €) | 2,63 | 2,74 | + 4,2 |
UK (Mrd. GBP) | 1,63 | 1,71 | + 4,9 |
Frankreich (Mrd. €) | 2,02 | 2,06 | + 2,0 |
Italien (Mrd. €) | 1,67 | 1,56 | - 6,6 |
Spanien (Mrd. €) | 1,12 | 1,04 | - 7,1 |
Portugal (Mrd. €) | 0,18 | 0,17 | - 5,6 |
Quelle: Eurostat, BEA, MeasuringWorth |
Fazit: Die Eurokrise und die Wachtumsphase danach haben die Unterschiede in der Eurozone vergrößert. Das wird zu zusätzlichen Spannungen bei der Abstimmung der Wirtschafts- und Finanzpolitik führen.