Für das kommende Jahr gibt es keine plausiblen Gründe für Preiserhöhungen in der Kurier-, Express- und Paketbranche (KEP, Maximalgewicht 31,5 kg). Gerade bei Bestandskunden werden oftmals zum Jahres- oder Laufzeitende Preiserhöhungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich angekündigt. Dies nimmt die Branche als Argumentation für eine „Nullrunde“ oder eine leichte Preisreduzierung. Doch 2016 zieht das nicht. Der schwache Ölpreis bescherte den Dienstleistern bereits größere Ersparnisse.
Allenfalls durch einen Diesel-Floater könnten sich die Versandpreise in 2016 erhöhen. Vorausgesetzt, ein ähnliches Floater-System kam auch in 2015 zur Anwendung und ließ den Verlader an den Ersparnissen des günstigen Ölpreises teilhaben.
Grundsätzlich kommen Bestandskunden bei Verhandlungen oft schlechter weg als Neukunden oder Firmen, die jährlich ausschreiben. Man muss nicht zwingend über sehr große Mengen verfügen, um sehr günstige Preise zu erzielen. Wichtig ist gezielte Verhandlungspolitik. Der Versender sollte vorab Aufwand in Datenaufbereitung bzw. Erstellung einer Sendungsstruktur stecken, um seine Paketstrukturen zu verstehen. Nur so kann man gezielt die wichtigsten Parameter des Vertrages verhandeln und ggf. Schwerpunkte auf einzelne Länderrelationen oder Gewichtsbereiche legen.
Auch in Zukunft kann es Preissenkungen geben, wenn Sendungsstruktur/-menge zum Dienstleister passen. Nicht jeder ist in jedem Zielland gleich gut aufgestellt oder bietet einen ähnlich guten Service wie in Deutschland. Es kann sinnvoll sein, je Land unterschiedliche Dienstleister einzusetzen.
Die Dienstleister versuchen vermehrt, zusätzliche Umsätze über Sonderservices oder versteckte Nachentgelte zu generieren. Solche Aufschläge (z. B. Adresskorrektur, fehlerhafte Paketaufkleber) sollten möglichst vorab festgelegt bzw. ausgeschlossen werden.
Fazit: Der Preiskampf in der wettbewerbsintensiven Logistikbranche betrifft seit Jahren auch die Kurier-, Express- und Paketbranche. Der steigende Umsatz ist der konstant wachsenden Sendungsmenge zuzuschreiben, nicht steigenden Paketpreisen. Diese sind gerade 2016 auch nicht gerechtfertigt.