Viele Mittelständler haben ein enormes Einsparpotenzial bei den Herstellungskosten. Das Zauberwort heißt Produktkostenanalyse (Cost Engineering). Es wird bisher vor allem von Unternehmen im Bereich Automotive genutzt. Sie checken einen Großteil der Produktions- und Stückteilkosten ihrer Lieferanten bis ins kleinste Detail. Damit verbessern sie ihre Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten erheblich.
Mittels Cost Engineering gewinnen Sie Überblick über wesentliche Parameter. So etwa über in der Produktion anfallende Maschinenstundensätze – auch nach Abschreibung – kalkulatorische Zinsen, Werkzeuge, Wartungs- und Energiekosten.
Das verschafft Ihnen eine starke Verhandlungsposition. Einkäufer wissen in aller Regel bestenfalls, welche Preise beispielsweise für Leiterplatten oder Steckverbinder von Anbietern aufgerufen werden. Und diese Preise beruhen oft auf nicht hinreichend validierter Kalkulation. Nicht selten fließen in die Kalkulation Werte für Maschinen ein, die längst abgeschrieben sind.
Es lassen sich komplette Produkte mannigfach in Bestandteile zerlegen. Jedes einzelne Bauteil wird wert- und kostenanalytisch betrachtet. Daraus entstehen dann strategische Fragen nach Alternativen zu bestehenden Materialien, Lösungen und kostengünstigeren Produktionsarten, nach Verbesserungspotenzialen in Konzepten und Plänen und nach Ableitung von Zielpreisen in der frühen Entwicklungsphase. Zudem lässt sich die zukünftige Höhe der Produktionskosten an verschiedenen Produktionsstandorten simulieren.
Idealerweise geben Sie Ihre neu gewonnenen Infos an den Lieferanten weiter. Schließlich soll er ja optimieren. Voraussetzung für ein solches Vorgehen ist allerdings, dass dem Einkauf die Cost-Break-Down-Sheets vom Lieferanten zur Verfügung gestellt wurden. Das ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn es um langfristige Partnerschaft und gemeinsame Innovationsgenerierung geht.
Fazit: Der Lieferant muss sich neu sortieren. Aber er profitiert durch wichtige Hinweise auf Effizienzsteigerung. Von kalkulatorischen Erkenntnissen und strategischen Ableitungen profitieren auch andere Abteilungen in Ihrem eigenen Haus, etwa Entwicklung und Produktion.
Hinweis: Die Geschäftsleitung sollte abwägen, ob für ihre Business-Modelle – auch im Hinblick auf die immens zunehmende Digitalisierungstiefe – der Aufbau einer speziellen Kalkulationsabteilung in Frage kommt. Hausgemachte Berechnungsmodelle und auch gängige Standard-Software sind keine echte Alternative.