Streiks spielen keine Rolle
Der gesamtwirtschaftliche Schaden von Arbeitskämpfen hält sich in engen Grenzen.
Die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland wird durch die jüngsten Streikwellen nicht nachhaltig geschmälert. Denn gesamtwirtschaftlich gesehen haben Bahnstreik, Kitastreik und Co. so gut wie keine Auswirkungen. Dies zeigt das Beispiel Bahnstreik: Die Güter, die aufgrund des Streiks nicht über die Schiene transportiert werden, weichen auf die Straße aus oder werden nach Streikende geliefert. Das gleiche gilt für den Personenverkehr: Die extreme Nachfrage bei Fernbussen und Mietwagen dürfte die gesamtwirtschaftlichen Verluste im Schienenverkehr ziemlich genau ausgleichen. Die begrenzten wirtschaftlichen Nachteile einer hohen Streikbereitschaft zeigen sich auch beim Blick in andere Länder. Die höchste Streikbereitschaft hatte demnach im letzten Jahrzehnt das nicht gerade als wirtschaftlicher Schwachmat bekannte Dänemark. Durchschnittlich 135 Arbeitstage pro Jahr fielen dort zwischen 2005 und 2014 pro 1.000 Arbeitnehmer aus. In Deutschland waren es gerade mal 4. Ohnehin deutet sich an, dass Deutschland nach dem turbulenten ersten Halbjahr eine streikarme zweite Jahreshälfte bevorsteht. So geht etwa das wirtschaftsnahe IW Köln davon aus, dass sich die Lage an der Streikfront deutlich beruhigt. Dann sind nämlich Tarifverhandlungen in Branchen dran, die sich meist auf dem Verhandlungsweg einigen. Zu diesen Branchen gehören die Landwirtschaft, die Gastronomie, die Wohnungswirtschaft und die Gebäudereinigung.
Fazit: Konjunkturell sind die Auswirkungen von Arbeitskämpfen praktisch nicht spürbar. Die immer wieder gehörte Behauptung, die Streiks würden „der deutschen Wirtschaft“ schaden, bezieht sich allenfalls auf die Reputation des Standorts.