Warnzeichen
Die vom Nachfrage-Effekte der starken Investitionen angetriebene Konjunktur Chinas konnte das Wachstum nicht dauerhaft bei 8% bis 10% halten.
Die vom Nachfrage-Effekte der starken Investitionen angetriebene Konjunktur Chinas konnte das Wachstum nicht dauerhaft bei 8% bis 10% halten. Das ist keine Überraschung. Die stark anwachsenden Kapazitäten benötigen eben auch eine entsprechende Nachfrage. Das Ausland bietet sie derzeit nicht. Allerdings ist diese jüngst von Finanzminister Lou Jiwei vorgebrachte Interpretation nur die halbe Geschichte. Denn eine unzulängliche Nachfrage ist für sich genommen schlecht mit den anziehenden Inflationsraten vereinbar. Das allmählich entstehende Bild einer Stagflation deutet auf tiefer liegende Probleme. China ist nicht einfach vom Potenzial-Pfad abgewichen. Vielmehr muss dieser tiefer angesetzt werden. Ursache dürfte letztlich der mittlerweile wohl auch in China fühlbare demografische Wandel sein. So hat die schwächere Konjunktur die gespannte Lage auf den Arbeitsmärkten der industriellen Zentren nicht gelockert. Nach wie vor herrscht dort ein Mangel an Arbeitskräften. Die 1980 gestartete brachiale Ein-Kind-Politik hat für einen tiefen Bruch in der Bevölkerungsentwicklung gesorgt. Der Anteil und die Anzahl der 15 bis 59Jährigen – der erwerbstätigen Generation – geht offenbar schon seit 2012 zurück. Zugleich wird auch der Wachstumsantrieb durch die Umschichtung von Arbeitskräften der Landwirtschaft zur Industrie schwächer, weil diese Bewegung ausläuft. Der seit Mitte Januar erkennbare Abwertungstrend des Yuan ist offenbar politisch gewollt. So versucht China zunächst seine Wettbewerbsposition auf den Weltmärkten zu halten. Es dürfte aber bald eine Revision im Hinblick auf die weiter reichenden Pläne geben, den Yuan international zu etablieren – sofern diese Pläne nicht stillschweigend in der Schublade verschwinden. Das ist aus unserer Sicht allerdings unwahrscheinlich.
Fazit: Der aktuelle Abwertungstrend des Yuan dürfte allenfalls bis zum Sommer reichen. Dann dürften die Prioritäten zwischen den konkurrierenden Zielen geklärt sein.