Wachsende Konkurrenz um Gläubiger
In den kommenden drei Jahren werden die steigenden Zinsen auf die Staatshaushalte und Unternehmen durchschlagen. Es gibt zwei Transmissionsriemen, die den Prozess antreiben. Einerseits wirkt das allgemein höhere Zinsniveau am Markt und wird den durchschnittlichen Zins auf die ausstehenden Staatsschulden nach oben treiben. Andererseits laufen immer mehr Anleihen aus, die in der Niedrigzinsphase zu sehr günstigen Konditionen begeben wurden. Bei jeder Verlängerung solcher Bonds müssen die Staaten (aber auch Unternehmen) jetzt höhere Zinsen zahlen. Das wirkt zwar nur sehr langsam und zeitverzögert auf die gesamte Zinslast. In den nächsten Jahren wird der Effekt aber deutlich spürbar.
Konkurrenz um Gläubiger
Den größten Effekt dieses Zinsanstiegs hat Deutschland dabei noch vor sich. Denn erst seit 2020 sind die Staatsschulden mit einem Turbo-Antrieb gestiegen. Ende Januar lagen die Bundesschulden bei 1.011 Mrd. Euro. Aktuell sind es 1.430 Mrd. Euro (+40%). Diese Anleihen werden ab 2030 zur Refinanzierung anstehen. Aus heutiger Sicht dürfte das Zinsniveau am Markt dann deutlich höher sein als zum Zeitpunkt der Schuldenaufnahme.
Das perspektivisch steigende Umschuldungsvolumen wird selbst zum Preistreiber. Schon 2024 beträgt das Volumen der Staatsanleihen weltweit 56 Billionen USD. Das sind 32 Bio. mehr als noch 2008. Etwa die Hälfte dieser weltweiten Staatsschulden wurden von den USA aufgenommen, 30% von China. Beide Länder haben die Höhe ihrer Verschuldung in absoluten Zahlen seit 2008 etwa verdoppelt.
Auch Unternehmen tief in der Kreide
Auch Unternehmen haben in den vergangenen Jahren viele Anleihen begeben. Seit 2008 stieg das ausstehende Volumen von 21 auf 34 Bio. USD. Besonders in Schwellenländern sind viele Unternehmen über Anleihen hoch verschuldet. In den jüngsten Jahren wurden zwar Anleihen mit längeren Laufzeiten emittiert. Lag die Laufzeit 2008 noch bei etwa sechs Jahren, beträgt sie heute knapp zehn Jahre.
Das Umschuldungsvolumen in den kommenden drei Jahre ist problematisch. Bis Ende 2026 müssen 40% der weltweiten Staatsanleihen und 37% der Unternehmensanleihen refinanziert werden. Das zeigt eine Studie der OECD. Das geht einher mit dem Versuch der großen Notenbanken, ihre Bilanzen wieder abzubauen. Der Effekt wird eine größere Konkurrenz um Investoren sein. Das wird auf der Zinsseite durchschlagen. Schuldner werden höhere Zinsen bieten müssen.