Zinsen: Vorsicht vor dem Ruck

Die Wirtschaft sollte trotz vieler Ungewissheiten eine voraussichtliche Folge der Trumponomics fest im Blick behalten: einen zügigen Zinsanstieg. Dieser wird immer wahrscheinlicher. Zum einen steigen die Inflationsraten bereits. In den USA, in Europa. Und auch wenn der Basiseffekt vom Ölpreis ein zentraler Preistreiber ist: Die Zinswende ist erfolgt. Der Anstieg vom Nullniveau der letzten Jahre könnte sich ruckartig vollziehen. Die Kurse der zehnjährigen US-Staatsanleihen sind seit Sommer 2016 bereits von 133 auf 124 gefallen – ähnlich kräftig ging es zuletzt 2013 mit den Kursen nach unten. Der Zins ist nahe 2,5% (Deutschland 0,4%). Eins ist gewiss: Trump wird handeln, und sein Ein-Billionen-Infrastrukturprogramm lässt sich am schnellsten umsetzen. Auch wenn er für die Umsetzung zehn Jahre vorgesehen hat, sind das pro Jahr 100 Milliarden. Die Demokraten haben dafür bereits ihre Kompromissbereitschaft signalisiert. Es müsste sich schon die eigene Partei der Republikaner dagegenstemmen – was möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich ist, gerade zu Beginn von Trumps Amtszeit. Ein ruckartiger, kräftiger Zinsanstieg würde die Märkte in heftige Turbulenzen stürzen. Die US-Börse ist mit einem Vervielfacher von etwa 26 sehr hoch bewertet (langjähriger Durchschnitt 16). Und gerade macht sich eine gewisse Sorglosigkeit und Erwartungshaltung an Ausgabenprogramme breit – ohne an die Folgen für die Staatsverschuldung und die Politik der Fed zu denken. Die US-Notenbank wird mit Janet Yellen zwar eher von einer Taube geführt. Aber sie wurde von Trump auch schon verbal gerupft. Und sie hat keine neue Amtszeit zu erwarten. Das könnte sie im Zweifel durchaus zu einer konsequenteren Gangart bewegen.

Fazit: Wir halten Kurse von 100 im Jahresverlauf für die zehnjährigen US-Schatzanleihen durchaus für möglich. Das hätte parallel einen kräftigen Dollaranstieg zur Folge. Dann wird Trump seine Politik neu sortieren müssen.