Flottengrenzwerte treiben Lkw-Preise
Die neuen EU-Flottengrenzwerte treiben die Preise für Lkw in die Höhe. Der EU-Rat unterstützt die von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen CO2-Flottenziele für den gesamten Absatz eines Herstellers. Ziel ist demnach eine Reduzierung um 45 % bis 2030, gefolgt von 65 % im Jahr 2035 und 90 % im Jahr 2040. Mit der Entscheidung des EU-Rats ist die größte Hürde für die Grenzwerte genommen. Ihre Einführung in dieser Form ist sehr wahrscheinlich.
Absatz von über 100.000 E-Lkw 2030 nötig, um Grenzwerte einzuhalten
Um die Emissionsziele 2030 zu erreichen, müssen in Deutschland rund 135.000 batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge neu zugelassen werden. Das so viele Lkw mit alternativen Antrieben 2030 auf die Straße kommen, ist unwahrscheinlich. Zwar kommen 2024 erste Batterie-Lkw für den Fernverkehr auf den Markt. Dazu gehören der eActros 600 oder der MAN eTruck. Beide werden ein Gesamtgewicht von 44 t und 500 km Reichweite haben. Mit Zwischenladen werden über 1.000 km Reichweite am Tag möglich sein. Sie werden je LKW in der Anschaffung etwa des Doppelte bis 2,5-Fache eines Diesel Kosten. Ein Großteil der Mehrkosten kann durch niedrigere Betriebskosten (weniger Reparaturen, Strom ist etwas günstiger als Diesel) zum Teil wieder Wett gemacht werden. Viele Hersteller entwickeln derzeit auch Wasserstoff-Lkws. Prototypen werden in zwei Jahren an Kunden übergeben.
Die Infrastruktur hinkt hinterher
Das Problem: Die Infrastruktur ist noch längst nicht darauf eingestellt. Schnellladesäulen mit der für Lkw nötigen 1 MW Leistung werden 2030 kaum in ausreichender Zahl verfügbar sein. Durch den großen Energiebedarf sind die Investitionen erheblich. Sie müssen an das Hochspannungsnetz angeschlossen werden. Auch für Wasserstoff wird die nötige bundesweite Tank-Infrastruktur in 7 Jahren nicht verfügbar sein. Zunächst werden vor allem große Speditionen, die eine eigene Ladestation auf dem eigenen Gelände finanzieren können, die e-Lkw einsetzen.
Lkw-Hersteller könnten Strafzahlungen auf Preise für Diesel-Lkw aufschlagen
Wenn die Lkw-Hersteller die Grenzwerte nicht einhalten können, müssen sie hohe Strafen zahlen. Sie werden wohl die Strafzahlungen auf Diesel-Lkw aufschlagen. Damit rechnet u.a. der Speditionsverband DSLV. Jeder neue Lkw wird dann um etwa 30.000 Euro teurer als derzeit. Andere Möglichkeiten sind unrealistisch.
Speditionen kommen damit finanziell in die Bredouille. Sie können ihre Diesel-Lkw kaum rechtzeitig vor Ablauf der fünf- bis siebenjährigen Nutzungsdauer erneuern, weil die Finanzierungskosten zu hoch sind. Dass die Hersteller ihre Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zum Selbstkostenpreis verkaufen, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Sie haben in den letzten Jahren Milliarden in die neuen Antriebe investiert und werden nicht auf die Rendite dafür verzichten. Möglicherweise kommen aber (subventionierte) Modelle aus dem Ausland (China) auf den Markt. Sie hätten eine große Chance, Marktanteile zu gewinnen.