Die Stiftungskompetenz des Pizzabäckers
Alte Westfalen
Das westfälische Bankhaus kann stolz auf eine über 150-jährige Geschichte zurückblicken. 1852 in Minden gegründet gehört es seit 1949 zur Oetker-Gruppe, die man eher mit Tiefkühlpizza und Backpulver in Verbindung bringt, als mit Bankhäusern. Geführt von persönlich haftenden Gesellschaftern beansprucht es einen stabilen Unternehmenshintergrund und betont seine Unabhängigkeit.
Viel Wert legen die Westfalen auf den Begriff des „ehrbaren Kaufmanns". Ganz so ehrbar war es dann aber nicht, was der NDR vor fünf Jahren berichtete: Zwei Lampe-Töchter sollen Geschäftsmännern jahrelang geholfen haben, Steuern zu hinterziehen.
Mit Niederlassungen in 12 deutschen Städten und weiteren Standorten in London und Wien konnte das Bankhaus Lampe 2016 eine Bilanzsumme von 2.885 Mio. Euro aufweisen. Seine knapp 700 Mitarbeitenden betreuen „idealerweise" Unternehmen, befassen sich aber auch mit privaten Vermögensfragen. Das verwaltete Gesamtkapital betrug Ende 2016 knappe 20 Mrd. Euro.
Mehr als zehn Jahre Stiftungskompetenz
Stiftungskompetenz kann Lampe seit 2006 vorweisen. In jeder der 12 Niederlassungen werden Stiftungen durch mehrere Berater in Sachen Stiftungsgründungen, Fundraising und steuerrechtlichen sowie rechtlichen Fragestellungen betreut und beraten. Die 250 betreuten Stiftungen vertrauen dem Bankhaus und seinen sechs zertifizierten Stiftungsberatenden ein Vermögen von 930 Mio. Euro an. Seine Assets under Management summieren sich auf knappe 7,5 Mrd. Euro und haben sich seit 2010 mit kurzen Ausnahmen durchgehend positiv entwickelt.
Textlastiger Anlagevorschlag
Gleich zu Beginn des sehr textlastigen Anlagevorschlags stellt das Bankhaus detailliert die Mitarbeiter vor, die sich mit dem Portfoliomanagement befassen.
Es folgt die Anlagephilosophie: Aktive Steuerung der Portfolien unter besonderer Berücksichtigung der Risikokomponente soll Erfolge sichern. Neben der strategischen Ausrichtung der Mandate werden auch kurz- und mittelfristige Marktchancen zur Performance-Generierung genutzt. Der risikoorientierte Ansatz beinhaltet eine breite regionale und sektorale Diversifizierung der Anlageklassen und Marktsegmente.
Für Investitionsentscheidungen des Bankhauses sind zwei Komponenten gleichermaßen von zentraler Bedeutung: die Substanz eines Unternehmens, die sich in Bilanzqualität und Bonitätseinstufung dokumentiert, und die Orientierung an den klassischen „Tugenden des ehrbaren Kaufmanns" in der Unternehmensführung.
50% Aktien, 50% Anleihen
Der Anlagevorschlag für die Stiftung sieht eine Allokation von anfänglich 50% Aktien und 50% Renten vor.
Auf der Rentenseite bestehen die wesentlichen Parameter der Portfoliokonstruktion in der Durationssteuerung, der Kurvenpositionierung – hier geht es darum, das „optimale Portfolio" unter Risiko-Rendite-Gesichtspunkten „herzustellen" –, Länder- und Produktklassengewichtungen sowie der Fremdwährungspositionierungen. Auf der Einzelwertebene werden die aktiven Entscheidungen auf Basis der Analyse der Bonität, ggf. des Deckungsstocks und rechtlicher und länderspezifischer Rahmenbedingungen getroffen.
Das Anlage-Universum auf der Rentenseite unterteilt sich in drei Produktklassen: Unternehmensanleihen, Pfandbriefe und Staatsanleihen. Dabei wird ein globaler Ansatz verfolgt, wobei 90% der Anlagen EUR-denominiert sind. Fremdwährungsanleihen werden zur Diversifikation aufgrund des höheren Zinsdifferentials genutzt.
Bei Aktien steht die Fundamentalanalyse im Vordergrund
Die Aktienselektion erfolgt auf Basis eines mehrstufigen Auswahlprozesses, in dessen Zentrum die klassische Fundamentalanalyse steht. Die Analyse betriebswirtschaftlicher Kennzahlen steht im Fokus und legt besonderen Wert auf substanzorientierte Faktoren wie die Gewährleistung stabiler Dividendenzahlungen. Ebenfalls von Bedeutung sind qualitative Faktoren wie Geschäftsmodell, Unternehmensstrategie und Markteintrittsbarrieren.
Die Aktien sollen international ausgestaltet sein, mit Fokus auf den Euroraum, da hier das stabilste Wachstum gesehen wird. Gleichwohl werden andere Währungsräume beigemischt, um positive Diversifikationseffekte zu nutzen. Die Branchengewichtung sieht 14% Banken, 13% Industrie und 12% Versicherungen als die wichtigsten und größten Aktienbranchen vor. Weitere Details zu den genauen Wertpapieren fehlen.
Das attraktivste Chance-Risiko-Verhältnis herausfiltern
Eingebettet wird die Allokation in eine Konjunktur- und Börsenzyklusanalyse, so die Bank. Ziel ist es, die Aktien mit dem attraktivsten Chance-Risiko-Verhältnis zu identifizieren. Diese Aktien finden Eingang in die „LAM-Selektionsliste", die das investierbare Universum des Bankhauses bildet. Dadurch soll sichergestellt werden, dass nur Aktien von Unternehmen allokiert werden, die von der Bank sehr gut verstanden werden.
Auf der Aktienseite erwartet das Bankhaus Lampe eine Dividendenrendite von ca. 3,20% p.a., rentenseitig soll der durchschnittliche Kupon ca. 1,30% p.a. betragen. Zum Startzeitpunkt wird die Haltung taktischer Liquidität auf der Aktienseite von 5% empfohlen, was eine Allokation von 5% Liquidität, 45% Aktien und 50% Renten ergibt.
Weltwirtschaftliche Entwicklung
Die Konjunktur in Europa und weltweit habe im vergangenen Jahr an Fahrt gewonnen, so die Bank. Zudem seien die deflationären Risiken aus dem Jahr 2016 überwunden. Das Bankhaus sieht einen Rückgang der ultra-expansive Geldpolitik der Zentralbanken.
Dieses Umfeld spreche für leicht steigende Zinsen in den nächsten 12 Monaten. Deshalb sollen 80% des Vermögens auf der Rentenseite in Laufzeiten zwischen 1-7 Jahre investiert werden, mit einem hohen Übergewicht im mittleren Laufzeitensegment.
Der Bereich 7-10 Jahre wird zur aktiven Durationssteuerung verwendet, da die Zinssteigerungen der Auffassung der Bank nach nicht linear erfolgen werden. Durch diese Laufzeitengewichtung wird das Ziel verfolgt, etwaige Zinsanstiege mit geringen Kursschwankungen zu überstehen.
Aufgrund des hohen Gewichts im Bereich Unternehmensanleihen soll ein durchschnittliches Rating von A erreicht werden. Die Ratingstufen A und BBB resultieren aus der Allokation in Unternehmensanleihen und Staatsanleihen aus den Ländern Spanien und Italien.
Track Record und Risikomanagement
Der Track Record weist eine maximale Aktienquote von 25% auf. In der Vergangenheit entsprach dies den Empfehlungen der Bank für die strategische Allokation von Stiftungsvermögen. Die vorgeschlagene Aktienquote von 50% ist hiervon jedoch weit entfernt.
Im Anschluss werden die Gewinner und Verlierer mit kurzen Erklärungen aufgelistet, die jedoch allgemein gehalten sind.
Gerade in volatilen Phasen wie der Finanzkrise 2008 und der EURO-Krise 2011 will die Bank nicht davor zurückscheuen, Anlageklassen auf 0% zu setzen. Dadurch sei es in der Vergangenheit gelungen, die großen Vermögensverluste an den Finanzmärkten weitestgehend zu vermeiden. Die aktive Allokation wird in verschiedenen Graphen historisch erläutert.
Das Bankhaus geht bewusst Risiken ein, um Chancen wahrzunehmen, will aber gleichzeitig einen ebenso bewussten Umgang mit Risiken pflegen.
Das Risikomanagement setzt auf eine Trennung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Es besteht aus den Teams Portfoliomanagement, Risikomanagement und Risikocontrolling. Letzteres überwacht als unabhängige Kontrollinstanz die Einhaltung aller aufsichtsrechtlichen und vertraglichen Rahmenbedingungen sowie alle Prozesse zur Portfoliokonstruktion.
Zentrales Bestandsführungssystem ist das EDV-System Allocare AMS. Es unterstützt neben dem Portfoliomanagement auch Controlling Prozesse. Im weiteren Verlauf wird detailliert die Zusammenarbeit der drei Teams des Risikomanagements dargestellt.
Als Gebühren fallen 0,65% p.a. zzgl. MwSt. an.
Bewertung
Das Bankhaus schlägt eine Allokation von 50% Aktien und 50% Anleihen vor. Details, wie genaue Wertpapiere, fehlen dem Portfolio. Nur die Top 10 der Aktien werden geliefert. Der Track Record arbeitet mit einem Aktienanteil von 25% und ist dementsprechend nicht mit dem vorgestellten Mandat vergleichbar. Gewinner und Verlierer werden in Textform, allgemein gehalten, dargestellt. Der Stresstest wird in Kennzahlen geliefert und enthält mehrere Szenarien wie Zinsanstieg oder Spreadausweitung. Der Vorschlag ist im Marktvergleich nicht überzeugend. Er liegt im guten Durchschnitt.
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Stiftungsservices und Transparenz
Services und Kundenwünsche
Kunden des Bankhauses Lampe erhalten laut Eigenangabe im Vorfeld einer Stiftungsgründung eine umfangreiche Beratung unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Vermögensnachfolgepläne und ihres zukünftigen Finanzbedarfs. In diesem Zusammenhang werden auch alternative Lösungsansätze zur Erreichung des Stifterziels (z.B. Unterstützung schon bestehender Organisationen, Treuhand-, Verbrauchsstiftungen, Stiftungsersatzformen) erörtert.
Auch Strategiegespräche zur optimalen Vermögensausstattung der Stiftung unter Berücksichtigung von planbaren, künftigen eigenen/fremden Vermögenszuflüssen (Erbschaften/Zustiftungen) gehören zum Planungsgespräch, so das Bankhaus.
Gemeinsam mit dem Stifter werden individuelle Anlagerichtlinien für das Stiftungsvermögen entwickelt, die insbesondere die Besonderheiten der Stiftung als auch den zu erfüllenden Stiftungszweck berücksichtigen.
Zur Stiftungsgründung selbst steht Stiftern das Netzwerk der Bank zur Verfügung. Dieses besteht unter anderem aus Rechtsanwälten, Steuerberatern und Stiftungstreuhändern, die sich in besonderem Maße auf die vertraglichen und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen zur Stiftungsgründung/-verwaltung spezialisiert haben.
Weitere Unterstützung
Die Bank unterstützt Stiftungen bei ihren Fundraising-Aktivitäten insbesondere durch Vernetzungs-/Netzwerktreffen. In diesem Zusammenhang werden philanthropisch engagierte Kunden mit den jeweiligen Stiftungen zusammengebracht. Dies erfolgt entweder direkt, über Veranstaltungen des Bankhauses Lampe oder indirekt mit Hilfe des Stiftungsnewsletters. Dieser bietet Stiftungskunden die Möglichkeit, sich zu präsentieren und Fundraising-Wünsche zu formulieren.
Interessante Rechtsentwicklungen und sonstige Neuerungen für Stiftungen werden den Stiftungsverantwortlichen im Rahmen von entsprechenden Kundenveranstaltungen, über Newsletter und individuelle Gespräche vorgestellt. Im Rahmen von Fachvorträgen und Workshops in den Niederlassungen werden darüber hinaus die Vernetzung und Kooperation von Stiftungen untereinander und mit renommierten Stiftungsexperten gefördert.
Weitere Services im Angebot
Weitere Unterstützungsmöglichkeiten werden bei der Rechnungslegung, dem Jahresabschluss und der Mitarbeit in Stiftungsgremien angeboten. Generell steht das Bankhaus „für alle Fragen als unabhängiger Berater zur Verfügung".
Die Bank bietet außerdem Treuhandstiftungen mit externer Treuhänderin an. Unselbständige Stiftungen werden über externe Netzwerkpartner realisiert (z.B. Deutsche Stiftungsagentur).
Ein eigener Service zur Förderverwaltung von Stiftungen wird nicht angeboten. Bei Bedarf kann aber an Netzwerkpartner vermittelt werden.
Die durchschnittliche Unternehmenszugehörigkeit der Stiftungsmitarbeiter orientiert sich an der allgemeinen durchschnittlichen Verweildauer in der Gesamtbank und liegt bei rund 11 Jahren.
Durch schriftlich fixierte, klar definierte Prozesse will das Bankhaus Lampe den Erhalt und die Weitergabe von Wissen und Erfahrungswerten sicherstellen.
Nachhaltigkeit
Seit 2016 besteht für alle Stiftungskunden die Möglichkeit, ihre Vermögensverwaltung an ökologischen, sozialen und ethischen Leitlinien auszurichten. Abhängig von der Mandatsgröße können die Stiftungen dabei individuelle Nachhaltigkeitsfilter vereinbaren.
In der Nachhaltigkeitsanalyse von Unternehmen und Staaten nutzt das Bankhaus Lampe die Datenbank der oekom research AG. Bewertet werden weltweit über 6.000 Unternehmen, die in gängigen Aktienindizes, sowie mehr als 50 Staaten.
Seit Anfang 2018 verfügt das Bankhaus über ein auf Nachhaltigkeit spezialisiertes Team aus vier erfahrenen Portfoliomanagern. Basis der Nachhaltigkeitsanalyse ist ein gut diversifizierter, ständig weiterentwickelter Kriterienkatalog, der auf Wunsch auch individuell angepasst werden kann.
Neben dem Ausschluss ethisch problematischer Geschäftsfelder wie beispielsweise der Rüstungsindustrie werden Unternehmen nach ca. 100 Positivkriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Corporate Governance bewertet.
Adresse
Bankhaus Lampe KG, Jägerhofstr. 10, 40479 Düsseldorf
www.bankhaus-lampe.de
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Fazit
Das Bankhaus Lampe schafft es nicht in die Endauswahl, auch wenn der Vorschlag im guten Durchschnitt liegt. Es fehlen wichtige Details und der vorgelegte Track Record ist nicht auf das Mandat der Stiftung anwendbar.