HVB verlangt viel und bietet zu wenig
Die HypoVereinsbank ist eine Tochter der italienischen Großbank Unicredit. Die Stiftungsberatung bei der UniCredit Bank AG ist wiederum der Teil der Vermögensnachfolge- und Finanzplanung mit über 60 Mitarbeitern. Seit 2018 existiert hier ein eigener Fachbereich (Erb- und) Stiftungsmanagement.
Die Stiftungskompetenz einzelner Mitarbeiter in den unterschiedlichen Vorgängerinstituten (z.B. Hypo-Bank, Vereinsbank, Vereins- und Westbank) reicht natürlich wesentlich weiter – bis in Jahr 1998 – zurück. Insgesamt sind neun Mitarbeiter auf die Vermögensberatung von Stiftungen spezialisiert: einer im zentralen Fachbereich sowie acht regionale Stiftungsmanager. Nach eigener Auskunft betreut die HypoVereinsbank derzeit mehr als 2.000 Stiftungen mit einem Gesamtvermögen von 5,3 Mrd. Euro.
Anschreiben mit Fazit
Die HypoVereinsbank fasst in einem Anschreiben die wesentlichen Aspekte ihrer Ausarbeitung zusammen und schickt vorweg: „nach unserer Einschätzung wird auf Basis der Vorgaben eine aktiv gemangte Vermögensverwaltung das vorgegebene Ertragsziel derzeit nicht erreichen können". Weiter heißt es: „Die Anforderungen sind aus unserer Sicht herausfordernd." Um die vorgegebenen verwendbaren Erträge von 100.000 Euro pro Jahr nach Realkapitalerhalt zu erzielen, seien jährliche Einnahmen von 4,6% vor Kosten erforderlich. 4,6% Rendite auf das Anlagekapital von 4 Mio. Euro könnten aber nur „unter Inkaufnahme deutlich erhöhter Anlagerisiken erreicht werden". Die Bank weist darauf hin, dass sie Zusatzerträge durch den Verkauf von Aktienoptionen abbilden kann.
Man gehe von jährlichen Kosten von 0,8333% inkl. Umsatzsteuer auf das investierte Vermögen aus. Zugleich geht das Stiftungsteam der HVB davon aus, dass der Stiftungsvorstand die Bildung einer freien Rücklage von höchstens einem Drittel des Überschusses aus der Vermögensverwaltung anstrebt. So würde das Stiftungskapital um jährlich ca. 1,25% wachsen.
Durch das zum 1.1.2018 in Kraft getretene Investmentsteuer-Änderungsgesetz ergäben sich „derzeit nur vage benennbare Ertragseinbußen bei der Fondsanlage durch gemeinnützige Stiftungen". Bezüglich der Gestaltung von Anlagerichtlinien können man „gerne flankierend tätig sein".
Blick auf die Investmentstrategie
Die Antwort in die Ausschreibung ist ansonsten in vier Dokumente aufgeteilt. Eines davon beantwortet die von PSP an die Bank gestellten Fragen. Wir lesen darin u.a., dass sich die Anzahl der Mitarbeiter im Team der Investmentstrategie auf 5 beläuft. Das Team des Portfoliomanagements sei mit 8 Mitarbeitern besetzt und im Risikomanagement seien 2 Kollegen „unterstützend tätig". Das Investment Komitee, welches monatlich tagt, umfasst in der Regel zwischen 10 und 20 Teilnehmer. Das Portfoliomanagement ist zentral organisiert und hat in München seinen Sitz. Die einzelnen Portfoliomanager sind deutschlandweit jeweils bestimmten Regionszuständigkeiten zugeordnet.
Der reale Werterhalt des Vermögens und eine angemessene Wertentwicklung hat für die HVB „höchste Priorität". In den Anlagestrategien dient – neben der aktuellen Markteinschätzung – eine Benchmark als Ausgangspunkt der Anlageentscheidungen. Weiter schildert die HVB ihren Anlageprozess, „eine Mischung aus den Managementansätzen "Top Down" und "Bottom-Up". Man investiere i. d. R. weltweit, berücksichtige aber die Herkunft der Kunden aus dem Euroraum. Die HVB konzentriere sich bei der Auswahl an Investitionsmöglichkeiten bei Aktien und Anleihen auf Einzeltitel. Man verzichte zudem im Portfolio auf den Einsatz hauseigener Papiere (außer Pfandbriefe).
Risikomanagement
Kernaufgabe des Risikomanagements sei es, Verlustpotenziale für bewusst eingegangene Risiken transparent zu machen. „Zunächst betrachten wir das potenzielle Gesamtrisiko des Mandats und setzen es ins Verhältnis mit dem jeweiligen Risikobudget. Bei der Risikoermittlung wird auf einen institutionellen Ansatz mit modernsten finanzmathematischen Methoden (Multi-Faktor- Modell) zurückgegriffen." Neben der Risiko- wird auch eine Performanceanalyse durchgeführt.
Es schließen sich Stresstest und Szenariobetrachtungen allgemeiner Natur an sowie eine Betrachtung der Entwicklung eines Musterportfolios und die Wertentwicklung verschiedener Anlagestrategien.
Anlagevorschlag Klassik
Das Hauptdokument ist der „Anlagevorschlag Klassik". Die ersten 14 Seiten enthalten noch einmal allgemeine Informationen, wie sie schon zu einem Gutteil in der Beantwortung des Fragenkatalogs zu finden sind. Dann kommt eine Seite mit „Ihre Anforderungen", dann „Unsere Empfehlung". Die HVB empfiehlt eine Aktienquote von maximal 50%. Dann führt sie ihre jeweiligen Benchmarks auf.
Nun kommt ein Blick auf die Risikokennzahlen mit jeweiliger Erläuterung. Danach sieht der Betrachter die Abweichung des Vorschlags von der Aktienquote der jeweiligen Benchmark und „die mögliche Entwicklung in Stresssituationen" – zumindest für den Aktienteil des Portfolios. Wir sehen eine dezidierte Risikoanalyse anhand von Fachkennzahlen wie Value at risk und "Expected Shortfall". Minus 13 % sieht die Bank als möglichen Verlust über ein Jahr.
Jetzt lesen wir die aktuelle Markteinschätzung der HVB, dann die aktuelle Positionierung in Anlageklassen, Regionen und Branchen. 37,9% gehen aktuell in Aktien, 411% in Renten, 3,7% in Alternative Anlagen (Gold), 15,5% in den Geldmarkt – das ist ungewöhnlich im Marktvergleich – sowie 1,7% in Sonstige. Dann folgt die Einzelauflistung der vorgesehenen Titel.
Preisangebot
Die Vergütung erfolgt pauschal. Netto erwartet die HVB 0,7% p.a. (Mindestvergütung 5.000,00 EUR p.a.) zzgl. Umsatzsteuer somit brutto 0,8330% p.a. Ein Muster des Vermögensverwaltungsvertrages hängt außerdem an.
Zu den Dokumenten gehört außerdem ein Papier, das Futures und Optionen erläutert sowie ein Musterreporting.
Bewertung
Die HVB meint, es müsste eine Jahresrendite von brutto 4,6% erzielt werden – doch finden wir keine Angabe, was sie mit dem vorgeschlagenen Portfolio denn nun tatsächlich erzielt. Während die Risikodaten überzeugend präsentiert werden, fehlt es leider an Details zu der historischen Leistung. Gewinner und Verlierer werden nicht präsentiert, auch sehen wir keine transparente Ausschüttungsplanung. 70.000 ordentliche Erträge werden genannt, aber nicht näher erläutert. Bei der Anlagerichtlinie liefert die Bank uns lediglich eine Struktur des Inhaltsverzeichnisses. Der Preis für Vermögensverwaltung ist recht hoch im Marktvergleich.
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Stiftungsservices und Transparenz
Im Schnitt sind die Mitarbeiter in diesem Bereich bereits seit zehn Jahren bei der HypoVereinsbank angestellt. Jeder regionale Stiftungsmanager verfügt über eine spezielle Qualifikation im Stiftungsbereich (zertifizierte Stiftungsberater/Stiftungsmanager). Die HypoVereinsbank/Unicredit sichert das Wissen ihrer Mitarbeiter durch Wissensvermittlung in Fachkonferenzen, Trainingsmaßnahmen und bei regelmäßigen Besprechungen zum Wissensaustausch, durch Wissensvermittlung in Fachkonferenzen, Trainingsmaßnahmen und bei regelmäßigen Besprechungen zum Wissensaustausch. Spezielles Augenmerk richtet die Bank seit einigen Jahren auf die Nachhaltigkeitsexpertise. Externer Partner ist hier das Institut oekom research. Auch im Bereich Steuern und Recht gibt es spezialisierte Netzwerkpartner.
Treuhandstiftungen mit externen Partnern
Treuhandstiftungen bietet die HypoVereinsbank in Zusammenarbeit mit einer externen Treuhänderin, der Stiftung Stifter für Stifter in München, an. Auch eine eigene Stiftung unterhält die HypoVereinsbank, die HVB Stiftung Geldscheinsammlung. Zudem engagiert sich die HVB im Bundesverband Deutscher Stiftungen als Hauptsponsor des Deutschen StiftungsTags. Zudem unterstützt die Bank als Sponsor zahlreiche regionaler Stiftungsveranstaltungen. Darüber hinaus finden diverse. Kundenveranstaltungen statt, man unterhält eine Partnerschaft mit dem Haus des Stiftens gGmbH (Stiftung Stifter für Stifter), ist Hauptsponsor des MünchnerStiftungsFrühlings, Mitglied in der StifterInitiative Nürnberg sowie der StifterInitiative Erlangen.
Auf Wunsch erstellt die HypoVereinsbank ein schriftliches Stiftungskonzept unter Einbindung der Kundenwünsche hinsichtlich Stiftungszweck, Gremienstruktur, wirtschaftlicher Tragfähigkeit etc., das Grundlage für die Entwicklung einer Stiftungssatzung sein kann. Die wirtschaftliche Tragfähigkeitsrechnung lässt sich isoliert buchen. Soweit Dienstleistungen im Sinne des Rechtsdienstleistungsgesetzes berührt sind, zieht die Bank qualifizierte Rechts- bzw. Steuerberater hinzu (s.o.). Treuhand- und Verwaltungslösungen bietet sie im Rahmen des HVB Stifterservice über den Partner Haus des Stiftens gGmbH an.
Folgende Services bietet die HVB zudem an:
Unterstützung bei Fundraising, Strategiegespräche sowie Unterstützung bei Änderungen im Stiftungs- und Steuerrecht durch aktive, zeitnahe Information. Wer will, bekommt auch Hilfe bei der Rechnungslegung, beim Jahresabschluss und der Förderverwaltung, im Rahmen des HVB Stifterservice über die Haus des Stiftens gGmbH.
Vorgesehen ist auch die Finanzplanung für Stiftung und Stifter, die Immobilienfinanzierung für Stiftungen, Vermögensnachfolgeplanung für Stifter und das Nachlassmanagement (Testamentsvollstreckung) für Stifter. Der Stiftungsfinanzplan überträgt die Ansätze des Financial Planning auf Stiftungen und bildet die wichtigsten Kennzahlen und Bilanzpositionen mit ab.
Nur auf ausdrücklichen Kundenwunsch im Rahmen enger Compliance-Richtlinien, ist eine Mitarbeit in Stiftungsgremien möglich. Jedoch verbietet sich für die HVB eine Gremienmitgliedschaft des Kundenbetreuers oder seiner unmittelbar Vorgesetzten oder Mitarbeiter. Genauso verfährt die Bank bei der Unterstützung der Geschäftsführung der Stiftung, sofern diese gewünscht wird.
Adresse und Kontakt
HypoVereinsbank, Private Banking, Kardinal Faulhaber Straße, 12, 80333 München
Ansprechpartnerin für Stiftungen und Stifter im Hause ist Frau Sandra Bührke-Olbrich, Direktorin Stiftungsmanagement. Man erreicht sie unter den Rufnummern +49 89 378-24181 und +49 89 378-3324181 oder per E-Mail unter sandra.buehrke-olbrich(at)unicredit.de
www.hvb.de/stiftungen
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Fazit:
Die HVB gehört mit mehr als 2.000 betreuten Stiftungen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 5,3 Mrd. Euro zu den großen Stiftungsbetreuern des Landes. Knapp 20 Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet sind ein Ausweis, es gibt zudem genügend Spezialisten im Haus, um stiftungsspezifische Themen adäquat behandeln zu können. Die Servicepalette ist umfangreich. Jedoch glaubt die HVB nicht, dass sie im aktuellen Marktumfeld die Performance erzielen kann, die gefordert ist, um die Ziele der Stiftung zu erreichen. Zudem reicht sie ein unvollständiges Angebot ein, wesentliche Teile wie die Ausschüttungsplanung fehlen. Obendrein ist die Bank im Marktvergleich recht teuer. Das reicht nicht für einen Platz auf der „Short-list" und die Einladung zum Beauty- Contest.