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Allianz Global Investors GmbH, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Viel hilft nicht immer viel

Wie schlägt sich die Allianz Global Investors GmbH im Markttest Stiftung der Prüfinstanz? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Die Allianz ist ein großes Unternehmen, das in vielerlei Hinsicht Spitzenreiter ist und entsprechend viel zu sagen hat. Ob das in Bezug auf den Anlagevorschlag für die Deutsche Kinderhospiz Stiftung das Erfolgsrezept ist, muss sich noch herausstellen.

Die Allianz reicht zwei getrennte Anlagevorschläge von insgesamt 100 Seiten sowie zusätzlich sieben verschiedene Produktinformations- und sonstige Blätter ein. Damit ist der Leser – Stiftungsvorstand und gut informierter Laie – von der schieren Menge erst einmal erschlagen. Die Vorfreude ist getrübt und die Befürchtung groß, dass die Konzentration nicht ausreichen wird, um alle Informationen gebührend aufzunehmen.

Viel hilft nicht immer viel, sondern weniger ist mehr: Davon scheinen die Absender bei der Allianz noch nichts gehört zu haben. Auch andere Banken und Vermögensberater haben zwei unterschiedliche Vorschläge eingereicht, diese dann aber direkt verglichen und damit dem Leser Vorteile und Risiken nahegebracht. Diese Mühe wird im Falle der Allianz dem Laien überlassen, was nicht gut ist.

Mehr Fußnoten als Informationen

Der erste Vorschlag der Allianz ist auf Juli 2020 datiert, kann also gar nicht explizit für die Stiftung erstellt worden sein. Er betrifft fertige Portfolios mit Namen Allianz Aktiv Depots Premium. Der Stiftung wird die Variante “Ausgewogen” mit 30 bis 50 Prozent Aktienanteil empfohlen.Zu welcher Anlagerichtlinie passt das? Zur bisherigen? Dann sind 50% zu viel. Oder wird damit schon eine neue angeregt? Dann fehlt die zugehörige Erläuterung.

Bei der Erklärung des Depots gibt es mehr Fußnoten als sonstige Informationen, so dass es dem Leser unmöglich ist diese zu erfassen. Offenbar erreichte die Anlage in den vergangenen fünf Jahren eine Wertentwicklung von 2,6 Prozent pro Jahr, was ja nicht schlecht ist.

Seit 1999 nachhaltig

Erst auf Seite 14 stellt sich die Allianz Global Investors GmbH, die den Vorschlag einreicht, vor. Das wäre zu einem früheren Zeitpunkt deutlich besser gewesen. Allein in Europa, ist zu erfahren, gibt es elf Standorte mit 334 Kundenbetreuern und 471 Investmentexperten. Man will ESG-Aspekte in alle Anlageentscheidungen über sämtliche Assetklassen hinweg integrieren, wird weiter berichtet. Seit 1999 würde Allianz Global Investors nachhaltige Anlagelösungen vorantreiben.

Im Anhang werden dann schließlich noch die anderen Varianten der vorgeschlagenen Depots vorgestellt. In der Form würde der Vorschlag für jeden x-beliebigen Anleger passen – oder auch nicht. Auf die Bedürfnisse der Stiftung wird jedenfalls so gut wie nicht eingegangen. Das ist mehr als enttäuschend.

Verknüpfung von Versicherung und Fonds

Nun wendet sich der Leser also Vorschlag 2 zu, der satte 61 Seiten umfasst. Hierbei handelt es sich offenbar um eine Verknüpfung verschiedener Anlageformen, konkret um eine Kombination aus Fondslösungen und Versicherungsinvestments. Dabei biete die Versicherungslösung Sicherheit, während der Fonds für die Rendite verantwortlich sein soll.

Auf den folgenden knapp 15 Seiten stellen sich die Protagonisten Allianz Lebensversicherung und Allianz Global Investors vor. Wie schon im ersten Vorschlag ist das auffällig werblich.

Portfolioanalyse wird geboten

Man bietet im Rahmen des Mandats eine ausführliche Portfolioanalyse des Stiftungsvermögens an, um einen Überblick über Chancen und Risiken des Vermögens und mögliche Anlagealternative zu erlangen. Das Ergebnis bekommt man in Form eines ausführlichen Berichts. Das ist gut.

Im folgenden Block erfährt der Leser Einzelheiten zum Thema Nachhaltigkeit – gesplittet in die der Lebensversicherung und des Vermögensmanagers. Man erfährt, was die Allianz alles für Umwelt und Nachhaltigkeit tut, was lobenswert ist. Allerdings wird auch hier zu viel Information verarbeitet, so dass man das eigentlich Wichtige – wie in der Kapitalanlage auf Nachhaltigkeit geachtet wird – fast untergeht.

Lebensversicherung als Geldanlage?

Auf Seit 46 (1) geht es unter die Überschrift “Back up” dann offenbar endlich los mit dem eigentlichen Vorschlag. Zunächst wird das Allianz Portfolio Konzept von Allianz Leben vorgestellt, das nur für juristische Personen gedacht ist. Der Kunde schließt damit einen Vertrag über eine verzinsliche Anlage im Sicherungsvermögen des Versicherers ab und profitiert damit von einer attraktiven und stabilen Verzinsung bei gleichzeitig höchster Sicherheit. Aha, also quasi eine Lebensversicherung?

Die Gesamtverzinsung vor Kosten lag 2019 bei 3,3 Prozent, ist anhand umfangreicher Tabellen zu erfahren. Der Vergleich mit 10-jährigen Bundesanleihen, die minus 0,19 Prozent “erreicht” haben, und dem Deutschen Rentenindex (+1,14 Prozent), ist allerdings nicht wirklich hilfreich, findet der Leser.

Weitere Bestandteile des Vorschlags

Danach werden noch die anderen Bestandteile des hybriden Vorschlags erläutert: der Allianz Euro Credit SRI – ein Fonds für Investment Grade Unternehmensanleihen, der einen nachhaltigen und verantwortungsbewussten Investmentansatz verfolgt – sowie die Allianz Global Sustainability Strategie.

Bei letzterer handelt es sich um einen “überzeugungsbasierten Sustainable Responsible Investment Fonds”, erklärt der Vorschlag. Er investiere in globale, qualitativ hochwertige Aktien, die nachhaltiges Wachstum zu angemessenen Bewertungen bieten, und strebt positive, messbare Auswirkungen auf die Gesellschaft an. Das hört sich auf alle Fälle gut an und passt zum Anliegen der Stiftung.

Mit Informationen abgefüllt

Am Ende steht der Leser ziemlich ratlos da. Er ist mit Informationen abgefüllt, ohne eine Vorstellung davon zu haben, ob ihm die Vorschläge etwas nützen oder nicht. Dezidierte bzw. zusammengefasste Informationen zur Rendite des Gesamtvorschlags findet er ebenso wenig wie Aussagen zum Kapitalerhalt und zu den Ausschüttungen.

Auch eine klare Antwort auf die Frage, ob die Allianz der Stiftung in anderen Fragen neben der Kapitalanlage helfen kann, ist nicht erkennbar. Das empfindet der Leser insgesamt nicht als einen auf ihn zugeschnittenen Vorschlag.

 

Adresse

Allianz Global Investors GmbH

Marketing

Bockenheimer Landstraße 42-44

60323 Frankfurt am Main

 

Website: https://de.allianzgi.com/

 

Fazit: Die Allianz lässt den Leser ziemlich im Regen stehen. Sie überschüttet ihn mit Informationen, ohne ihm dabei zu helfen, sich eine eigene Meinung bilden zu können. Zwar schickt sie neben dem 100-seitigen Werk Produktinformationsblätter mit, aber die vermögen schließlich die Unzufriedenheit auch nicht mehr abzumildern.

Aufgrund fehlender Hinwendung zum Kunden und Ignoranz der Stiftungsinteressen können die Vorschläge der Allianz nicht in die Endrunde kommen. Da hilft es auch nicht weiter, dass AGI nachschiebt, die Allianz sei im Segment Stiftungsmanagement gar nicht nicht aktiv, sondern "hoch spezialisiert in Bezug auf die Anlagelösungen (Produkte), die sich für Stiftungen eignen." Es drängt sich der Eindruck auf, die Stiftung muss hier zum Produkt passen und nicht umgekehrt.

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