Hoher Konkurrenzdruck zwingt Europäer zu Rationalisierung
Die europäischen Autohersteller stehen unter stetig steigendem Druck aus dem Markt. Die Verkäufe sind immer noch schwach. Auch nach der starken Zunahme der Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2023 liegen sie in Europa noch um 26% unter denen des Jahres 2019. Die weiter hohe Inflation verringert die Zahl möglicher Käufer, der Aufholprozess wird sich im zweiten Halbjahr verlangsamen. Insgesamt erwartet Allianz Trade daher 2023 nur acht Prozent mehr Zulassungen als 2022. Der Anteil der reinen E-Autos wächst weiter und könnte 2023 europaweit 15% erreichen (2022: 12%).
Wettbewerb um E-Autos wird schnell härter
Der Wettbewerb bei E-Autos verschärft sich zusehends. Weltweit werden bis 2025 etwa 600 neue Modelle auf den Markt kommen, vor allem von traditionellen Automarken wie VW, Peugeot, Renault oder Mercedes. E-Auto-Spezialisten, allen voran Tesla, reduzieren die Preise und setzen so jene Hersteller, die später in den Markt eingetreten sind, unter Druck (FB vom 17.7.23).
Chinesische Autobauer nutzen die Exportchance, die durch den Umstieg europäischer Kunden auf E-Autos entsteht. Die Chinesen beherrschen die Batterie-Lieferkette, beginnend mit Metallen wie Lithium, Nickel, und anderen. Die Konkurrenz unter chinesischen Batterieanbietern ist hoch, die Preise entsprechend niedrig. Zusammen erreichen chinesische Autohersteller, die bis 2020 kaum in Europa verkauften, in diesem Jahr schon einen Anteil von 3 bis 4% am Neuwagenmarkt.
Europäischer Markt im Umbruch
Das alles zusammen führt zu einem schnellen Umbruch des europäischen Marktes. Lange war damit gerechnet worden, dass die Industrie zum Ende der zwanziger Jahre, Beginn der Dreißiger unter den größten Veränderungsdruck kommt, weil dann die E-Autos einen merklichen und schnell wachsenden Marktanteil erreichen. Diese Situation ist jetzt schon da. Die europäischen Hersteller müssen gleichzeitig in neue E-Modelle und neuartige Produktionslinien investieren und ihre Produktivität steigern.
Umstrukturierungen und Entlassungen kaum zu vermeiden
Der Automarkt ist stark konzentriert, hier gibt es nur wenig Spielraum. Einzig Ford Europe, mit einem Marktanteil von nur noch 3,5% 2022 , könnte zum Übernahmekandidaten werden. Manche der kleineren Anbieter, wie Subaru, Mazda oder Nissan, werden den europäischen Markt aufgeben. Selbst große Hersteller müssen Partnerschaften in investitionsintensiven Bereichen eingehen. Etwa in der Batterieherstellung, der Autosoftware und dem automatisierten Fahren.
Die Produktion wird sich wohl auf wenige, herstellerübergreifende Plattformen reduzieren. Ford-CEO Jeff Farley sieht beim E-Auto einen um 40% verringerte Arbeitseinsatz gegenüber einem Verbrenner. Um die Produktivität der E-Auto-Hersteller zu erreichen, wird es bei den traditionellen Herstellern in Europa zu Umorganisationen, Entlassungen und Werksschließungen kommen.