Marktabschottung wird Margendruck verschärfen
Die von der EU geplanten Zölle auf E-Autos, die nach der EU-Wahl bekannt gegeben werden sollen, werden der Branche nicht helfen - sondern schaden. Das lässt sich aus Berechnungen ableiten, die das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel gemacht hat.
Auto-Zölle retten den Markt nicht
Bei einem kolportierten Zoll von etwa 20% wird der Import von E-Autos aus China um 25% zurückgehen. Dann würden etwa 125.000 Autos weniger in die EU importiert werden (Wert von 3,7 Mrd. Euro). Etwa die Hälfte dieser Importfahrzeuge werden von europäischen Herstellern und Tesla in China produziert. Dabei handelt es sich z.B. um das Tesla Model 3, den BMW iX3, die neuen E-Smart-Modelle, die E-Minis und auch Volvo-Stromer. Die Hersteller müssen auch für diese Fahrzeuge die Strafzölle zahlen. Auch aus diesem Grund lehnt der VDA die Importzölle ab.
Die EU-Zölle werden das akute Problem der globalen Überproduktion nicht lösen (FB vom 4.3.). Derzeit stehen allein in Deutschland gut 100.000 E-Autos auf Halde, so viele wie nie zuvor. Angesichts niedriger Rabatte und Kaufanreizen fehlt die Nachfrage. Auf der anderen Seite wird fleißig produziert. Allein 2024 werden neun neue E-Modelle von westlichen Herstellern auf den Markt kommen. Das verschärft die Absatznot für die bereits produzierten Wagen. Denn neue Modelle bieten mehr Reichweite und eine bessere Schnellladefähigkeit. Diese Modelle erhöhen so den Preisdruck auf ältere Modelle. Die Rabatte werden daher voraussichtlich stark anziehen.
Chinesische Gegenzölle auf Exporte aus Deutschland
Klar ist auch, dass China Gegenzöllen erheben wird. Es wird deutsche Verbrenner-Modelle mit höheren Zöllen belegen. 2023 wurden 216.299 Autos im Wert von 24 Mrd. Euro aus Deutschland nach China exportiert, vor allem Oberklassemodelle.
Mit seinen Gegenzöllen wird China seinen Automarkt gegen ausländische Hersteller "abdichten". Willkommener Nebeneffekt: Wenn z.B. deutsche Hersteller weniger Verbrenner ins Reich der Mitte liefern (oder diese Fahrzeuge teurer werden), dann stützt China damit zugleich seinen angeschlagenen Markt für E-Autos. Denn auch in China stehen die Halden mit den Stromern voll und etliche Hersteller sind in Finanznöten (FB vom 23.05.)