Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2351
Wie zwei Spitzenpolitiker ihre Partei entkernen

Die grünen Seelenverkäufer

Fuchsbriefe-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Verlag Fuchsbriefe
Nichts kann dem gestaltenden Politiker wichtiger sein als eine zünftige Krise. Vor allem dann kann er gestalten. Dann geht in Tagen, was sonst in Jahren nicht funktioniert. Sofern die nötigen Führungseigenschaften vorhanden sind: Charisma und Chuzpe. Für die eigene Partei bleibt gewöhnlich der politische Kater, kommentiert Fuchsbriefe-Herausgeber Ralf Vielhaber

Politische Führung ist, die Menschen und vor allem die eigenen Wähler mitzunehmen an Orte, zu denen sie nie hinwollten. Zunächst bewundern die Gefolgsleute die Führungsstärke ihrer Leitfiguren. Sie lassen sich von politischen (Wahl-)Erfolgen mitreißen und sehen darüber hinweg, dass sie am falschen Ort gelandet sind. Der politische Kater kommt später – gewöhnlich zu spät.

Die Meister des politischen Verkaufs

Zu wahrer Meisterschaft haben es in dieser Beziehung zwei grüne Persönlichkeiten gebracht: Robert Habeck und Annalena Baerbock halten die Spitzenpositionen im Beliebheits-Ranking der deutschen Politiker. Sie sind nicht nur in dieser Beziehung würdige Nachfolger von Angela Merkel. Was sie in einem halben Jahr Regierungszeit an Grundüberzeugungen – eigenen und denen ihrer Wählerschaft – abgeräumt oder sagen wir wohlwollend hintangestellt haben –, dazu hatte Merkel ein Jahrzehnt gebraucht. Keine schweren Waffen in Kriegsgebiete? Abgeräumt, Vorteil Baerbock. Artenschutz in Naturschutzgebieten? Abgeräumt zugunsten von Windspargeln, Vorteil Habeck. „CO2-Schleuder“ Kohle als Ersatzenergie? Muss sein, Vorteil Habeck. Jetzt fehlt noch eins: die Laufzeitverlängerung der drei Atomkraftwerke, die zum Jahresende vom Netz gehen sollen.

Und jetzt noch die Atomkraft

Der Druck, die Atomkraft im nächsten Winter und darüber hinaus weiter zu nutzen, wächst fast täglich. Auffällig war schon, wie wenig man aus grünen Gefilden hörte, als nach der EU-Kommission auch noch das europäische Parlament Atomkraft und Gas zu nachhaltigen Energien erklärte.

Eigentlich ein Schlag tief ins grüne Kontor. Denn damit wird der Ausbau von Kernenergie in ganz Europa vorangetrieben statt verhindert und zurückgefahren. Statt die Finanzierung teuer zu machen, wird der Ausbau finanziell begünstigt. Spiel, Satz, Sieg der französischen Atom-Lobby. Nachhaltig mosern aber nur die bislang stärksten Verbündeten der Grünen, die NGOs.

Frankreichs Atomlobby: Sieg auf ganzer Linie

Dazu ein kleiner Exkurs: Frankreich produziert noch immer 70% seiner Energie mit Atomkraft. Der französische Staat ist direkt mit 80% am größten französischen Energieversorger EDF (Électricité de France) beteiligt. In Frankreich sind 56 nukleare Reaktoren mit einer Kapazität von 61.370 MW aktiv. Ein Reaktor befindet sich im Bau, 14 wurden bislang dauerhaft abgeschaltet. Die Mehrheit der am Netz angeschlossenen Reaktoren steht größtenteils vor dem Ende ihrer 40-jährigen Betriebszeit bzw. hat sie überschritten. Eine Ausdehnung auf 50 Jahre hat Frankreich schon im Februar 2021 beschlossen.

Zum Amtsantritt im Jahr 2017 wollte Präsident Macron den Atomstromanteil zurückfahren und einige Kernmeiler bis 2025 vom Netz nehmen. Schon 2017 verschob die Regierung dieses Ziel auf 2035. Das ist Sozialpolitik: In Frankreich wird vorrangig auf Basis von Strom geheizt. Auch die Klimaanlagen laufen im Sommer mit Strom. Der Strompreis der EDF wird staatlich festgelegt. Das alles geht bei den Grünen offenbar als kulturelle Eigenheit durch, die man selbstverständlich tolerieren muss.

Den Rest der grünen DNA entnehmen

Der Ball liegt also für Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck schon auf dem Elfmeterpunkt. Er muss nur noch Anlauf nehmen und dann elegant einschieben. Er weiß längst, den allermeisten Bürgern sitzt das Hemd näher als der Rock: Sie werden in einem Energienotstand (in dessen Architektenteam Habeck selbst gessen hat) ihre Bedenken hintanstellen und lieber Atomkraft nutzen als im kalten Wohnzimmer sitzen. Noch fürchtet sich Habeck davor, denn er entnimmt damit seiner Partei das letzte Stückchen DNA. Andererseits: Wenn er das auch noch schafft, dann ist er ein wahrer politischer Führer.

Doch alles hat seinen Preis. Ob Habeck, ob Baerbock ihn zahlen müssen, sei dahingestellt, die Grünen werden es auf jeden Fall: so wie die SPD nach den Hartz-Reformen des Gerhard Schröder, so wie die CDU nach der konservativen Entkernung durch Angela Merkel.

Habeck und Baerbock entkernen mit ihren geschmeidigen politischen Wendungen das grüne Haus. Die grüne Partei verliert ihre Seele. Es bleibt erst mal ein Hohlraum. Wie schnell und womit der dann gefüllt wird, damit muss sich die entwurzelte Restpartei befassen. Ob Sie das als Menetekel auffassen, liebe Leser, oder ob es sie in freudige Erwartung versetzt, überlasse ich Ihnen, sagt Ihr Ralf Vielhaber
Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Akkumulation vor dem nächsten Run

Bitcoin seltener als Gold

Die aktuelle Kurskorrektur des Bitcoin ist ein gute Kaufgelegenheit. Denn die Kryptowährung hat mit ihrem vierten „Halving“ einen Meilenstein erreicht. Das Netzwerk-Update dürfte den Kurs der Kryptowährung bald in Richtung Allzeithoch treiben. Denn derzeit ist der Bitcoin in einer Akkumulations-Phase vor dem nächsten Preis-Run.
  • Fuchs plus
  • Deutsche Industrie: Qualität rauf, Quantität runter

Wertschöpfung steigt trotz sinkender Produktion

Die deutsche Industrie hat den durch gestiegene Kosten in den letzten Jahren erzwungenen Strukturwandel bisher recht gut gemeistert. Sie konzentriert sich immer stärker auf Bereiche, die in Deutschland gewinnbringend hergestellt werden können. Unklar ist, wie sich die Strategie in den kommenden Monaten bis Jahre auf den Arbeitsmarkt auswirkt.
  • Fuchs plus
  • IT-Fachkräfte im EU-Ausland gewinnen

Recruiting-Hilfe für ausländische Fachkräfte

Flagge Europa © AB Visual Arts / stock.adobe.com
Unternehmen müssen IT-Fachkräfte im Ausland gewinnen. Da es in den anderen EU-Staaten ebenfalls an Softwareentwicklern, IT-Projektmanagern, Frontend- und Backend-Entwicklern mangelt, müssen die Firmen in Asien suchen. FUCHSBRIEFE haben sich angesehen, wie das Recruiting funktioniert und wer dabei hilft.
Zum Seitenanfang