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Erderwärmung, Terrorismus, Virusepidemie

Die tägliche Dosis Hysterie

Norditalien ist von der Außenwelt zunehmend abgeriegelt, die Politik ist im Ausnahmezustand. Ursache ist ein sicher nicht zu unterschätzendes Virus, dessen Auswirkungen aber bisher kaum stärker sind als bei einer schweren Grippewelle. FUCHSBRIEFE-Chefredakteur Ralf Vielhaber kommentiert die tägliche Hysterie, die regelmäßig um sich greift.
Die Grippewelle zum Jahreswechsel 2017/18 war außergewöhnlich stark. Sie kostete laut Ärztezeitung rund 25.100 Menschen in Deutschland das Leben. Es war die höchste Zahl an Todesfällen in den vergangenen 30 Jahren, wie der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, erklärte. Es gab auch saisonale Wellen mit wenigen Hundert Todesfällen. Ich kann mich nicht erinnern, dass deshalb ganze Stadtteile oder gar Städte abgeriegelt wurden.

Jetzt ist Deutschland im Corona-Fieber. Täglich sprechen „Fachleute“ auf zig Kanälen über die denkbare Isolation selbst Berlins von der Außenwelt. Die Menschen kaufen die Lebensmittelregale leer. Zahllose geschäftliche Meetings fallen aus. Mitarbeiter, die in Norditalien Skiurlaub gemacht haben, dürfen vorläufig nicht in ihre Firma zurückkehren. Die Schäden für die Wirtschaft sind jetzt schon enorm. Sie gehen in die Milliarden.

Ist das alles verhältnismäßig?

Nun ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste und Vorbeugen besser als Heilen. Niemand möchte im Flugzeug, in der Bahn oder sonstwo mit einem gefährlichen Erreger angesteckt werden. Aber stehen die (diskutierten) Maßnahmen noch im Verhältnis zur Gefährlichkeit dieser Epidemie? Das Robert-Koch-Institut zählt am Sonntagnachmittag 129 Infektionen. Inzwischen wird ja selbst im Radio stündlich über jeden neuen (Verdachts-)Fall berichtet.

Stellen wir uns vor, die Nachricht würde lauten: In Berlin ist erstmals ein Patient nachweislich an Grippe erkrankt. Der Redakteur, der die Meldung in Umlauf bringt, würde wohl entlassen. Tauschen wir Grippe durch Corona, und plötzlich ist dies eine journalistische Nachricht. Dabei hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gerade betont, dass nach heutiger Erkenntnis 80% der Verläufe milde oder sogar symptomfrei sind.

Der ständige Weltuntergang

Wenn nicht wenigstens einmal im Quartal die Welt unterzugehen scheint, fühlen wir uns offenbar nicht mehr wohl. Wenn es nicht die Erderwärmung ist, die Menschen zur Verzweiflung treibt, dann ein vermeintlich rechtsextremer Terroranschlag – noch ist die Tat von Hanau nach meiner Kenntnis nicht zweifelsfrei geklärt – im Verein mit einer Ministerpräsidentenwahl in Thüringen mit den Stimmen der AfD, was zusammen Weimarer Verhältnisse heraufbeschwört. Die Finanzmärkte sind ohnehin dem baldigen Untergang geweiht – manche Buchautoren kennen schon das genaue Datum. Beständig sind Experten auf der Suche nach Phänomenen, die belegen sollen, dass wir uns gerade im Ausnahmezustand und an einem „Kulminationspunkt befinden.

Ich gönne jedem seine tägliche Dosis Hysterie. Mancher mag den wohligen Schauer, der ihm bei solchen Meldungen den Rücken hinunterläuft. Doch man könnte wenigstens meinen, die Politik sei dazu da, nüchtern zu analysieren und die Lage zu beruhigen. Sie tut aber kaum etwas dagegen, die Hysterien zu bändigen – wenn sie sie nicht noch antreibt. Heute wird Finanzminister Olaf Scholz mit seinem französischen Kollegen Bruno Le Maire über Konjunkturspritzen gegen den Corona-Crash reden. Am Mittwoch wollen dazu alle europäischen Ressortchefs zusammenkommen. Scholz bringt bereits ein Konjunkturprogramm ins Spiel. Künftig soll der Bund Schulden in Höhe von 1% des BIP machen (bisher 0,35%) dürfen. Schuldenbremse hin und her.

Die Politik nutzt die Hysterie für ihre Zwecke

Hier zeigt sich der wahre Wert der Hysterien für die Politik. So wie die Börsen nur nach einem Grund für das längst fällige reinigende Gewitter gesucht haben, nutzt Bundesfinanzminister Olaf Scholz für die Aufweichung der Schuldenbremse, die EU-Kommission den „Klimawandel“ für ein gigantisches Kreditprogramm und der Bundesinnenminister noch nicht aufgeklärte „Terroranschläge“ für neue staatliche Ermächtigungen und die Notenbanken fühlen sich ernsthaft bemüßigt, über das Verteilen von Geld an alle Haushalte (Helicoptermoney) nachzudenken. Auf die gleiche Weise wurde von der Kanzlerin schon die Energiewende am Tag der japanischen Monsterwelle 2011 eingeleitet.

Der Mechanismus ist politischen Beobachtern gut bekannt: Politische Maßnahmen sind am leichtesten durchsetzbar, wenn es „brennt“. Das kann durchaus dazu verlocken, Benzin ins Feuer zu gießen. Hierin liegt die wahre Gefahr der Hysterien, findet Ihr Ralf Vielhaber
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