Nomen est omen
Es geht alles. Natürlich kann ein Kriegsdienstverweigerer den Deutschen Schützenbund führen, ein Analphabet den „Verein Freunde der Zahl Pi“, ein Schlachtindustrieller die Albert Schweizer Stiftung vertreten, ein Veganer kann Vorsitzender des „Zuckersammler-Clubs“ werden, ein eingefleischter Weintrinker die Nummer eins bei der „Bierpolizei“ und ein Zwerg dem „Club langer Menschen“ vorsitzen. Er könnte sich ja auf seine geistige Größe berufen. Und schließlich hieß die DDR ja auch „demokratische Republik …“
Ein Muslim als CSU-Chef
Also, warum nicht ein Muslim Chef der Christlich Sozialen Union? Das jedenfalls setzt sich der sympathisch wirkende CSU-Bürgermeisterkandidat in Neufahrn, Ozan Iyibas, zum Ziel. Er sei „voll bayerisch und voll deutsch“. Und er habe der Parteispitze bereits gesagt, dass er fordere, dass diese hinter seiner Nominierung steht und sagt, „ja, ein Muslim … kann auch CSU-Parteivorsitzender werden“. Was aber, wenn die CSU „voll christlich“ sein will? Darf sie das (noch)?
So gesehen ist das erst mal eine Schmonzette. Aber es steckt ein durchaus ernster Kern darin. Das Christliche im Namen CSU war immer Programm und Bekenntnis. Und es ist mehr als „bayerisch“ und „deutsch“. Von den Kanzeln wurde oft zur Wahl der CSU aufgerufen. Und der amtierende Landesvater Markus Söder hat das Kreuz in die Schulklassen zurückbeordert. Die CSU muss für sich klären, ob nomen noch omen sein soll.
Beliebigkeit im Zeichen der Toleranz
Ich nehme an, für eine Angela Merkel von der CDU wäre das alles kein Problem. Warum soll ein Muslim nicht christliche Werte vertreten? Aber es gibt schon einen Unterschied. Ein Bürgermeister vertritt zunächst seine Gemeinde. Ein Parteivorsitzender seine Partei. Nach innen und nach außen. Er muss Debatten führen und die Richtung vorgeben. Wie weit will man da im Zeichen der Toleranz die Beliebigkeit treiben?