Die Innovationstätigkeit einer Volkswirtschaft hängt von der Begeisterung von Schülern für Naturwissenschaften ab. Ein geringes Interesse an Naturwissenschaften ist eine zentrale Ursache für eine schlechte Innovations-Perspektive. Darauf deutet jedenfalls der kürzlich veröffentlichte Innovationsindikator 2015 hin. Er vergleicht das Innovationsumfeld in verschiedenen Ländern.
Auf Basis dieser Erkenntnis hat der Standort Deutschland langfristig ein wachsendes Innovationsproblem. Zwar bescheinigt das ZEW Deutschland derzeit einen guten fünften Platz im Innovationsranking. Deutschland ist sogar die bestplatzierte große Volkswirtschaft und hat sich seit dem Jahr 2000 nach vorne gearbeitet. Damals lag es wie auch noch 2005 auf dem 10. Platz. Problematisch ist allerdings die sinkende Akzeptanz für neue Technologien und das geringe Interesse an den sogenannten MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft, Technik).
Ein Blick auf die Auswahl der Leistungskurse in Abiturklassen untermauert die Prognose. In diesen werden die MINT-Fächer immer seltener gewählt. Sie kommen zusammen auf einen Anteil an den Leistungskursen von nur noch 16%. Grund: Bei Schülern haben die Naturwissenschaften ein verstaubtes Image. Während im Englischunterricht eine coole Exkursion nach London angeboten wird, verbinden sie mit dem Fach Physik öden Frontalunterricht. Hinzu kommt die Erwartung, in geisteswissenschaftlichen Fächern leichter ein sehr gutes Abitur machen zu können.
Die Auswahl der Abitur-Leistungskurse schlägt direkt auf die bevorzugte Studienwahl durch, verstetigt die Entwicklung. Auch hier zeigen sich laut ZEW grundlegende und langfristig wirkende Verschiebungen. Zugelegt haben auf der Beliebtheitsskala die Studienrichtungen Deutsch und Englisch. Aus dem MINT-Bereich ist nur im Fach Mathematik die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Das zeigt das MINT-Nachwuchsbarometer 2015.
Fazit: Der Grundstein für die Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft wird schon in der Schule gelegt. Unternehmen haben ein hohes Eigeninteresse daran, Schüler schon so früh wie möglich für MINT-Fächer zu begeistern. Das kann im Rahmen von langfristigen regionalen Schul- und Hochschulkooperationen versucht werden.