Suche nach der Lücke
Es fehlt in Deutschland nicht grundsätzlich an Investitionen. Sondern es mangelt an aussichtsreichen Möglichkeiten dafür.
Deutschland spart zu viel und investiert zu wenig. Dieser Vorwurf von IWF, Weltbank, der EU usw. ist schlicht falsch. Das gilt sowohl für die privaten Ausrüstung- und Bauinvestitionen als auch für die öffentliche Hand. Das Gutachten des Sachverständigenrats widerspricht der angeblichen Investitionsschwäche. So sehen die Wirtschaftsweisen keine Lücke bei den Ausrüstungsinvestitionen. Sie werden in diesem Jahr um 3% und nächstes Jahr um 3,9% zulegen – also deutlich stärker als das BIP. Gebremst wurde die Investitionstätigkeit 2012/13 allein durch die gedämpften Ertrags- und Absatzaussichten. Ändern sich diese, wird auch im Inland wieder mehr investiert. Zwar wird ein Großteil der im Ausland erwirtschafteten Gewinne dort reinvestiert. Allerdings ist das politisch gewollt: Seit der Unternehmenssteuerreform 2001 werden Auslandsinvestitionen begünstigt, um die deutsche Exportposition abzusichern. Im Wohnungsbau haben die Investitionen seit der Wirtschaftskrise 2008 kräftig angezogen. Allerdings wurde damit der tiefe Einbruch nach Auslaufen des Aufbaus Ost noch nicht ausgeglichen. Das DIW erwartet aber, dass die entstandene Investitionslücke 2014/15 geschlossen wird. Auch der öffentliche Hochbau liegt im Plus. Die in den siebziger und achtziger Jahren en masse errichteten kommunalen Hochbauten haben einen großen Modernisierungsbedarf. Die einzige Investitionslücke gibt es im öffentlichen Tiefbau. Das DIW beziffert das Soll auf 6,5 Mrd. Euro im Jahr. Die fünf Wirtschaftsweisen kommen ebenfalls auf einen einstelligen Milliardenbetrag. Die beschlossenen Anhebungen im Verkehrshaushalt und das neue Schäuble-Programm halten dagegen.
Fazit: Die Debatte um eine Investitionslücke ist weniger an Fakten orientiert. Vielmehr soll Druck auf den Musterknaben Deutschland ausgeübt werden, weniger zu sparen und mehr Geld auszugeben.