Der Ausgang der Regionalwahlen in Frankreich zeichnet den Fahrplan für die Präsidentschaftswahlen 2017 vor. Die Chancen von Marine Le Pen auf das erste Amt im Staat dürften demnach deutlich geringer sein als vielfach befürchtet.
Im Land formierte sich das Lager der etablierten Parteien von beiden Seiten des politischen Spektrums. Sie treten gemeinsam gegen den Front National (FN) an. Die Sozialisten von François Hollande konnten einerseits ihre Wähler mobilisieren, um einen Wahlsieg Le Pens zu verhindern. Zum anderen waren sie bereit, ganze Regionen aufzugeben, um Kandidaten des FN zu blockieren. Der scheint bei höherer Wahlbeteiligung (60% nach 50%) abzurutschen. Beleg dafür: Schon im 1. Wahlgang hat er sein Potenzial mit 29% ausgeschöpft.
Die Plätze auf dem Podium wurden völlig neu verteilt. Die Konservativen kletterten von Rang 2 auf 1, die Linken von 3 auf 2 und der Sieger der ersten Runde der Regionalwahlen, der Front National, rutschte auf Rang 3 ab.
Im Grunde gibt es nur eine Konstellation, die 2017 dem Front eine Chance lässt. Le Pen gewinnt den ersten Wahlgang, Nicolas Sarkozy fliegt raus und Hollande kommt in die Stichwahl. Die Mobilisierung bürgerlicher Wähler gegen Rechtsaußen für die Sozialisten dürfte schwieriger werden als umgekehrt.
Fazit: Die Angst vor der eigenen Courage hat Frankreichs Wähler auch diesmal geleitet. Im zweiten Wahlgang korrigieren die Franzosen erschreckt, was sie im ersten angerichtet haben. Dieses Journalistenbonmot aus den Siebzigern gilt also immer noch. Wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen.