Eurozone: Vor der Wende der Geldpolitik?
Die Eurozone liefert eine überraschend hohe Inflationsrate. Eigentlich müsste die EZB handeln. Doch ein Faktor verlängert die Frist.
Die jüngste Inflationsrate aus der Eurozone nimmt sich positiv aus. Sie lag mit 1,1% leicht über den Erwartungen (Konsens 1,0%). Damit bestätigt sie den leichten Aufwärtstrend der letzten Monate. Es wird langsam wieder vorstellbar, dass die Teuerung in die Nähe des Ziels „knapp unter 2%“ rückt. Schon vorher dürfte der Punkt erreicht sein, an dem die EZB ihre Politik straffen muss. Nur dann kann sie den Trend unter Kontrolle halten. Das Ende der quantitativen Lockerung rückt also näher. Indes zeigt ein Blick in die Details der Preisdaten, dass es wohl nicht ganz so schnell geht. Denn zum Auftrieb haben vor allem die wieder anziehenden Energiepreise beigetragen. Der Konjunktur folgt weiter dem anhalten, flachen Aufwärtstrend ohne spektakuläre Auf- oder Einbrüche. Die Industrieproduktion legte per November mit 1,5% zum Vormonat überraschend deutlich zu. Konsens war ein Plus von 0,5%. Sie machte damit die leichte Schwäche vom Oktober – von -0,1% auf +0,1% revidiert – mehr als wett. Im Jahresvergleich liegt das Plus bei 3,2%. Bemerkenswert: Frankreich (2,2%), Spanien (1,7%) und Italien (+0,7%) lieferten deutlich stärkere Beiträge als Deutschland (+0,3%). Offenbar hängt nicht mehr ganz so viel von der Dynamik zwischen Rhein und Oder ab. Auch die Konsumnachfrage gab vor allem wegen der schwachen deutschen Beiträge (-1,8%) nach. Für Euroland lag sie im Monatsvergleich November um 0,4% unter dem Wert von Oktober. Im Jahresvergleich beträgt der Zuwachs allerdings noch 2,3%.
Fazit: Der Grundtrend der Eurozone ist wohl noch nicht stark genug für eine schnelle Straffung. Dieses Thema wird erst in der 2. Jahreshälfte akut.