Stabilität statt Freiheit
ISIS dient autoritären Herrschern des Mittleren und Nahen Ostens aush als Mittel der Machtbehauptung.
Autoritäre Staaten werden die Ausbreitung der ISIS als Vorwand nutzen, ihre Regime zu stärken. Die ersten Anzeichen sind bereits zu erkennen. So will Mohammed bin Rashid Al Maktoum, Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Emir von Dubai, die islamistische Terrormiliz „mit einer noch stärkeren Ideologie bekämpfen“. Dies schreibt er in einem Artikel auf der Seite des US-Think Tanks Project Syndicate. Der Ausbreitung der ISIS-Ideologie will er mit „aufgeklärtem Denken, Offenheit, einer Haltung der Toleranz und Akzeptanz“ begegnen. Das klingt selbst für westliche Ohren aufklärerisch und demokratisch. Der Emir meint damit jedoch den sunnitischen Islam. Saudi Arabien mache es laut Maktoum gut vor. Beratungsstellen und Programme sollen Jugendliche de-radikalisieren. Im „Wettstreit der Geisteshaltungen sind muslimische Denker und Wissenschaftler mit spirituellem und geistigem Format am besten geeignet, die Verantwortung zu übernehmen“, so der Emir. Er ruft weitere 80 Nationalitäten in Nordamerika, Europa, Afrika und Asien dazu auf, mit ähnlichen Mitteln vorzugehen. Ein „radikalisierter Islam“ wird von autoritären Regierungen oft als Begründung beim Aufbau eines Polizeistaates herangezogen. Man wolle ja nur „Stabilität schaffen“. Berühmte Beispiele sind autoritäre Regierungen in Zentralasien. Der Islamismus-Geist wurde dort schon in den 1990ern heraufbeschworen. Politikwissenschaftler streiten sich nach wie vor, ob diese Hexenjagd nicht erst zur starken Radikalisierung in der Region beigetragen hat.
Fazit: Was als demokratische Errungenschaft und das Durchsetzen zivilisatorischer Werte verkauft wird, hat das Potenzial, Freiheit und die Selbstbestimmung der betroffenen Bevölkerungen deutlich einzuschränken. Alles unter dem Vorwand des Erreichens von Stabilität.