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Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

ProSiebenSat1: Große Sprüche, wenig dahinter

Ein TV-Sender allein ist ProSiebenSat1 nicht mehr. Beim Fernsehen traut man sich keine großen Sprünge mehr zu – im Unterschied zu Netflix und Amazon, die das Fernsehen gerade neu erfinden. Aber in den neuen Geschäftsfeldern Onlinehandel, Reiseportale (weg.de) und Partnerschaftsvermittlung will der Gemischtwarenladen künftig zulegen. 

Ein TV-Sender allein ist ProSiebenSat1 nicht mehr. Beim Fernsehen traut man sich keine großen Sprünge mehr zu – im Unterschied zu Netflix und Amazon, die das Fernsehen gerade neu erfinden. Aber in den neuen Geschäftsfeldern Onlinehandel, Reiseportale (weg.de) und Partnerschaftsvermittlung will der Gemischtwarenladen künftig zulegen.

Im Digitalgeschäft weht ein rauer Wind. Das eben erst aufgebaute Reiseportal soll schon wieder verkauft werden, weil Google als neuer Spieler im Markt auftaucht. Die Zukunft im Digitalbusiness bedeutet, die Kundendaten zu nutzen, um irgendwann personalisierte Werbung auf dem Fernseher abzuspielen. Die Risiken des Datenhandels sind ProSiebenSat1 klar.

Datenschutz sei „eine zentrale Säule des Compliance-Management-Systems", heißt es. Leider erfährt der Investor über die Ergebnisse der Risikobewertung zu wenig.

Verhaltenskodex

Ein Verhaltenskodex der ersten Generation, also weitgehend auf die klassischen Standardthemen beschränkt, hier aber erfreulich ausführlich (etwa bei Korruptionsbekämpfung, Geschäftspartner, Agenten). Durch Strafen wegen Productplacement (Germany's Next Topmodel) und einer Kartellabsprache zur TV-Grundverschlüsselung ist der Konzern gewarnt. Die äußere Form des Kodex ist eine Zumutung für jeden Leser: lange Bleiwüsten ohne jegliche Grafik, Bilder, Auflockerung oder dergleichen. Der Verhaltenskodex beginnt mit einem Vorwort des Vorstandes, am Ende sind immerhin zahlreiche Ansprechpartner genannt.

Lieferantenkodex

Weder auf Google noch auf der Unternehmensseite findet sich ein Supplier Code of Conduct. Es gibt eine Website zum Thema Einkauf. Dort sind die Einkaufsbedingungen verlinkt, die aber die üblichen Themen eines Lieferantenkodex nicht abdecken. Auf Seite 94 des Nachhaltigkeitsberichts 2015/16 versteckt sich der dürre Passus: „Anti-Korruption: ProSiebenSat.1 hat das Ziel, Transparenz im Umgang mit Kunden, Lieferanten und Behörden zu schaffen, um internationalen Standards zur Korruptionsbekämpfung sowie nationalen und lokalen Vorschriften zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung zu entsprechen." Ganz klar: null Punkte.

CMS Compliance-Management-System

Die Informationen zu Compliance sind sehr kurz gehalten, es gibt kaum Informationen auf der Homepage und nur kurze Hinweise auf Ziele im Vorwort zum Verhaltenskodex. Im Nachhaltigkeitsbericht wird die Compliance Struktur beschrieben.

Unternehmenspezifische Themen hat man auf dem Schirm: „Dank der implementierten Datenschutzprozesse gab es 2015 keine Beschwerden von Kunden aufgrund der Verletzung der Privatsphäre." Dies ist positiv. Auch dass die Effektivität der Maßnahmen regelmäßig überprüft wird und von KPMG extern nach dem IDW Standard 980 gecheckt wurde. Der Vorstand unterrichtet den Aufsichtsrat regelmäßig und umfassend über Risikolage und Compliance.

Kommunikation

We love to entertain you, verspricht der Sender, und diese Unterhaltung ist immer spannend, lustig und harmlos, aber nie grenzwertig, brutal oder schamlos – so will es zumindest die Selbstdarstellung vermitteln. Ob das Programm nicht ein Zuviel an Werbung für Kinder enthält, an Sex und Gewalt, dazu hat der Sender keine auffindbare Meinung. Dabei macht ProSiebenSat1 aktiv Gesellschafts- und Medienpolitik, etwa mit „Paula kommt!", einem Sex Talk Format auf sixx.

Dreist ist das Modell von ProSiebenSat1 zur „Neuausrichtung der medienpolitischen Rahmenbedingungen" in Deutschland: Es läuft darauf hinaus, dass „gesellschaftspolitisch relevante Inhalte" von Vater Staat finanziell gefördert werden sollen. Ist „Paula kommt" förderwürdig? Ein Dialog über Kriterien guten Fernsehens wird nicht geführt.

Fazit: Leichte Kost statt harter Fakten – wie das Programm präsentiert sich die Compliance des Medienkonzerns. Investoren ist – dank hohen Risikos – Spannung garantiert.

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

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