Nach der überraschenden Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) am vergangenen Donnerstag gerät die Rally am Aktienmarkt allmählich ins Stocken. Die Senkung des Leitzinses in der Eurozone von 0,15 auf 0,05% und die Ankündigung eines Kaufprogramms für vermögensbesicherte Wertpapiere (ABS) hatten die gute Laune bei Aktienkäufern in der letzten Woche noch einmal angefacht. Doch jetzt erweist sich der Bereich knapp unterhalb von 9.800 DAX-Punkten als schwer überwindbare Hürde. Hier liegen alte Widerstandsmarken.
Dass sich der Aufwärtsschwung jetzt erst einmal abschwächt, ist nach einer Rally von knapp 10% in nur vier Wochen nicht ungewöhnlich. Zur Erinnerung: Anfang August notierte der DAX kurzfristig unterhalb der Marke von 9.000 Zählern und kletterte seither ohne große Unterbrechungen bis auf knapp 9.800 Punkte.
Auch jenseits des großen Teichs scheinen sich Anleger und Investoren aktuell nicht mehr allzu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen. So stagniert der Dow-Jones-Index seit mehr als vierzehn Tagen in einem relativ engen Kursband zwischen 17.000 und 17.200 Punkten. Und auch bei den breiter gefassten Indizes S&P 500 und dem Technologie-Index Nasdaq 100 hat sich die Aufwärtsdynamik in den letzten Tagen deutlich abgeschwächt.
Es sieht so aus, als bräuchte der Markt neue Impulse, um seine Rekordfahrt fortsetzen zu können. Ob die neuerliche Zinssenkung in der Eurozone diese Impulse zu setzen vermag, werden erst die Konjunkturdaten der kommenden Monate zeigen. Neue Anreize, um nun endlich die Kreditnachfrage anzukurbeln, wird die Zinssenkung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht schaffen. Dafür ist es unerheblich, ob der Leitzins bei 0,15, bei 0,05 oder bei 0,001% notiert.
Eines hat EZB-Präsident Mario Draghi bereits erreicht: Der Kurs des Euro gegenüber dem US-Dollar ist deutlich gefallen. Lag der Kurs der Gemeinschaftswährung im Frühjahr dieses Jahres noch bei knapp 1,40 USD, notiert der Euro inzwischen unterhalb von 1,30 Dollar.
Diese Währungsabwertung sollte sich auf mittlere Sicht positiv in den Geschäftsausweisen der exportabhängigen Unternehmen bemerkbar machen. Gleichzeitig werden Aktien europäischer Unternehmen unter den aktuellen Bedingungen für Anleger aus den Vereinigten Staaten interessanter. Diese kommen jetzt günstiger an europäische Aktien.
Fazit: Nach der fulminanten Rally der letzten vier Wochen deutet sich nun eine Konsolidierungsphase an. Geopolitische Störfeuer scheinen die Märkte abgeschüttelt zu haben. Für den mittelfristig positiven Trend wäre eine Korrektur bis in den Bereich von etwa 9.400 Zählern kein Beinbruch. Bestehende Longpositionen sollten Anleger knapp unterhalb dieser Marke absichern.