Die US-Notenbank Fed verschafft den Börsen eine weitere Spekulationsfrist. Denn aus dem aktuellen Statement der US-Währungshüter geht hervor, dass es noch eine ganze Weile viel billiges Geld geben wird. Zwar hat die Fed eine neue Zinsperspektive angedeutet. Die liegt aber noch in ferner Zukunft.
Die Zinsprojektionen gewinnen Kontur. Wie bisher ist für das Jahr 2022 ein kleiner Zinsschritt möglich. 2023 könnten es nun aber drei werden (bisher zwei). Das irritiert die Märkte aber nicht. Denn das Jahr 2023 liegt noch weit in der Zukunft - und wer weiß, wie sich die Konjunktur bis dahin entwickelt. Momentan geht das hohe Wachstumstempo ja bereits sanft zurück.
Schwieriges Bremsmanöver für den Supertanker Anleihekäufe
Reichlich nebulös waren die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell zu den Anleihekäufen. Schon bisher war klar, dass die Fed noch in diesem Jahr mit einer Reduzierung beginnen würde. Offen blieb aber weiterhin, um wie viele Milliarden das aktuelle Ankaufvolumen von 120 Mrd. US-Dollar monatlich reduziert werden wird. Genau das ist aber die für die Börsen entscheidende Frage, weil die Antwort eine Hochrechnung auf die Liquiditätsversorgung zuließe.
Warum also gibt die Fed diese Orientierung noch nicht? Vermutlich gilt hier das Bonmot: "Des Königs liebste Zeit ist die Bedenkzeit." Die Fed weiß bei ihrem Hochseiltanz selbst noch nicht, was die Märkte verkraften werden. Sie wird ihre Entscheidung darum so lange wie möglich bis in den November hinauszögern - und dann auf Basis von Inflation und BIP-Dynamik entscheiden.
Die Musik spielt noch, es wird weiter getanzt
Die Börsen haben das verstanden und preisen mit schon wieder steigenden Kursen ein, dass es noch lange viel billiges Geld gibt. Denn selbst wenn die US-Notenbanker das Volumen um 20 Mrd. US-Dollar im Monat auf 100 Mrd. US-Dollar reduzieren, pumpen sie dann allein in einem Quartal weitere 300 Mrd. Dollar - in einem Jahr also über 1 Bio. US-Dollar - in den Markt. Um keine weiteren Anleihen zu kaufen, müsste die Fed ihre Kaufsumme somit jedes Quartal um 30 Mrd. Dollar reduzieren. Auch dann würde sie noch ein Jahr lang mehr Geld in den Markt pumpen. Das zeigt, wie schwer der "Supertanker Anleihekäufe" zu stoppen ist.
In Europa - voran in Deutschland - kommt derweil immer mehr Druck durch die Strafzinsen bei Banken in das System. Die Geldinstitute ziehen sukzessive und alle an einem Strang die Freigrenzen nach unten. Teilweise liegen diese schon beim 25.000 Euro für Bestandskunden. Das löst zunehmend "Fluchtverhalten" bei den Kunden aus, so hören wir hinter vorgehaltener Hand. Teilweise wird das Kapital abgezogen - möglicherweise für Konsum. Es sind aber auch vermehrt Umschichtungen in Aktien, ETF und Fonds zu beobachten. Übrigens: Wie sich Strafzinsen und möglicherweise Steuererhöhungen auswirken und wie schwer es ist, überhaupt noch Vermögenserhalt zu schaffen, haben wir im kommenden Buch Anlagechancen "Inflation - Vom Gezeitenwechsel profitieren" ausgerechnet.