Professionalisierung ist der große Trend im Stiftungswesen. Er schwappt von den großen Stiftungen langsam auf die kleinen über. Nicht zuletzt die „Zinskrise“ zwingt die Stiftungen zu mehr Effizienz. Das trat in verschiedenen Redebeiträgen auf der gemeinsamen Tagung von Fuchsbriefe und Forum-Institut „Qualität im Stiftungsmanagement“, die im März stattfand, deutlich zutage. Ab 10 Mio. Euro lohnt sich für Stiftungen ein Vermögenscontrolling, sofern sie mehrere Vermögensverwalter beauftragt haben. Auch sollte das Vermögen eine gewisse Komplexität aufweisen und ggf. illiquide Bestandteile beinhalten. Das betont Felix Wallenhorst, Sozius der Kanzlei Peters, Schönberger & Partner im Bereich Family Office. Schönberger Partner ist auf Vermögenscontrolling spezialisiert. Vermögenscontrolling bringt vor allem Ordnung in die Rechnungslegung. Es weist auf Einsparpotenziale bei unnötigen Kosten hin und klärt darüber auf, was eine Vermögensanlage wirklich gebracht hat, woher die Erträge stammen und was der Stiftung tatsächlich an Geldern zur Verfügung steht. Es gibt aber noch einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Vorteil. Denn Vermögenscontrolling hilft auch, schwierige interne Debatten zu führen. Der Vermögensverantwortliche einer Stiftung hat es gewöhnlich mit Laien auf diesem Gebiet zu tun. Er muss Problemlösungen aber nicht selbst anstoßen. Damit vermeidet er Diskussionen in den Gremien. Bei diesen menschelt es häufig. Antipathien können offen zutage treten – beispielsweise, wenn Vertreter der vermögensverwaltenden Bank selbst mit im Vorstand sitzen. Der Vermögenscontroller stößt an und übernimmt eine moderierende Rolle in den Gremien. Michael Busch vom Stiftungszentrum.de sieht Philantropie als ungenutzte Chance in der Vermögensberatung. Viele Stifter täten sich „sauschwer“, soziale Investitionen wirkungsvoll umzusetzen. Das Aufzeigen von Feldern, auf denen sich Stifter entsprechend betätigen können, sei bisher eine Beratungslücke. Ilona Freudenreich, an der EBS ausgebildete Stiftungsmanagerin und Beraterin, sieht eine wachsende Affinität von Großspendern zur Verbrauchsstiftung. Diese sei jedoch im Moment noch zu unflexibel, als dass ihr ein Durchbruch bevorstehen könnte. Unternehmer als Stifter, so die Beraterin, seien effizienzbezogen. Ihnen sei daher ein Monitoring ihrer Stiftungsarbeit wichtig. Sie wollten fast immer wissen, welche Wirkung sie genau mit ihrem Engagement erzielen. Michael Busch bestätigt das: Das Thema „Wirkung“ sei seit 15 Jahren ein Trend. Stiftungen würden davon als letzte im Dritten Sektor erfasst: „Die Kohle nicht verplempern“, sei das Motto der Stifter. Und Felix Wallenhorst ergänzte, die Mittelverwendung sei eine große Herausforderung für Stifter: Zu viele Stiftungen wollten das Rad noch mal erfinden und brauchten schon am Anfang entsprechende Beratung.
Fazit: Die Zinskrise hat dem Stiftungssektor auch Gutes gebracht. Sie gibt den Anstoß zu längst wünschenswerten strukturellen Veränderungen in vielen Stiftungen.