Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1576
VW-Skandal

Psychofalle und Strategien

VW- oder andere "Krisenwerte" im Depot - das kann den Anleger zu irrationalen Reaktionen verleiten. Wir zeigen, wie er strategisch damit umgehen kann.
Der VW-Skandal um manipulierte Motorsoftware erschüttert den Wolfsburger Konzern ebenso wie viele Anleger. Der Kurs der Vorzugsaktie fiel vergangene Woche weiter. Kurse unter 90 Euro wurden aufgerufen, nachdem die Aktie im Juli noch bei 200 Euro notiert wurde. So stellt sich der Kapitalanleger Fragen: „Kaufen?“, „Verkaufen?“ oder „Halten“?

Ein Fall aus der Praxis

Sigurd Hansbas hat es kalt erwischt. In seinem Depot hält er VW-Aktien, die er in den letzten Monaten immer wieder nachgekauft hat. Der aktuelle Wert: 115.000 Euro, der Verlust beträgt 85.000 Euro. Er ist entsetzt über die ständig neuen Informationen aus Wolfsburg, die nichts Gutes verheißen. Ans Verkaufen denkt er jedoch nicht; er will nachkaufen. Dann schmerzen die Verluste nicht mehr so stark, und außerdem ist es undenkbar, dass VW pleite geht. „Also muss ich ja nur genug Zeit mitbringen, dann habe ich mein Geld wieder“, denkt er. Die Wissenschaft nennt solche Gehirnaktivitäten „Psychofallen“. „Sunk cost fallacy“ heißt das Phänomen, an einer Anlagestrategie oder an einem Wertpapier nur deshalb festzuhalten, weil sie bereits viel Geld gekostet haben. Sinnvoller ist es, sich dem Thema vermögensstrategisch zu nähern. Die entscheidende Frage lautet: Über welchen Vermögensteil denkt Hansbas überhaupt nach? Über sein langfristiges Vermögen oder über sein „Spielgeld“? Für das Langfristvermögen zeigt sich am Beispiel VW, wie elementar die breite Streuung des Vermögens ist. Die Kapitalmarktforschung lehrt, dass der langfristige Erfolg dann eintritt, wenn in den breiten Aktienmarkt investiert und auf die Investition in einzelne Aktien verzichtet wird. Zu groß ist die Gefahr, dass unvorhergesehene Risiken den Erfolg gefährden. Sinnvolle Investments sind Indexfonds und ETFs, ggfs. auch herausragend gemanagte Aktienfonds. Die Investition in Einzelaktien würde dagegen bedeuten, dass ein Korb von 30 oder mehr Aktien gekauft und „überwacht“ werden muss. Nur so lässt sich eine halbwegs angemessen Streuung erzielen. Das kostet Zeit und Transaktionskosten. Die zweite Erkenntnis der Wissenschaft in diesem Zusammenhang: Renditekiller Nr. 1 sind die Kosten. Die Mehrzahl der aktiv gemanagten und damit teuren Fonds schaffen es nicht, die Mehrkosten gegenüber günstigen Lösungen wie Indexfonds zu erwirtschaften. Weitere Botschaft: „Geh nur so viel Risiko ein, wie du ertragen kannst!“ Der Unternehmer muss daher seine strategische Aktienquote auf sein Gesamtvermögen ermitteln. Als Faustformel gilt: Maximal „erträglicher“ Verlust x 2 = langfristige Aktienquote. Fallen die Kurse deutlich, wird diese Quote wieder „aufgefüllt“. So wird systematisch nachgekauft, ohne das Ziel zu verfolgen, bestmöglichst zu „timen“. Denn auch hier lehrt die Wissenschaft: Es ist reine Glücksache, den besten Kauf- oder Verkaufszeitpunkt zu finden. Für Hansbas gilt somit: Der größte Teil seines Vermögens sollte nach erprobten, wissenschaftlich fundierten Strategien angelegt werden. Diese schützen gut vor extremen Kursentwicklungen bei einzelnen Aktienwerten. Allerdings kommt der Anleger auch nicht in den Genuss einer „Top-Aktien-Entwicklung“.

Investieren oder Spaß haben

Wer dennoch diesen „Spaß“ haben möchte, sollte in seiner Vermögensstrategie ein „Spieldepot“ absondern. Dieses sollte auch physisch als eigenes Depot von den anderen Vermögenswerten getrennt werden. Dort können die „heißen Tipps“ oder – wie aktuell – Aktien wie VW oder K+S gekauft werden. Es könnten sogar aggressivere Strategien verfolgt werden, wie z. B. der Kauf eines Optionsscheins auf VW. Denn jede Entscheidung für den Kauf oder Verkauf einer Aktie geht mit einer Prognose einher. Man glaubt an den schnellen Wiederaufstieg oder den weiteren Verfall der Kurse. Dann ist es konsequent, auch gezielt darauf zu wetten – mit hohen Verlust- und Gewinnchancen.

Fazit: Die Geschichte lehrt, dass Unternehmen nach einer schweren Krise nicht immer gesunden. Eines der Beispiele dafür ist Kodak. Als die Krise im Unternehmen begann, glaubten viele Anleger, dass dies nur eine vorübergehende Phase sei. Sie kauften die Aktie immer wieder nach. „Fotografiert wird doch immer“ – so die Devise. Die eigene Psyche führt den Anleger immer wieder in die Irre, deshalb ist eine fundierte Vermögensstrategie das A und O – für gute und schlechte Zeiten.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Akkumulation vor dem nächsten Run

Bitcoin seltener als Gold

Die aktuelle Kurskorrektur des Bitcoin ist ein gute Kaufgelegenheit. Denn die Kryptowährung hat mit ihrem vierten „Halving“ einen Meilenstein erreicht. Das Netzwerk-Update dürfte den Kurs der Kryptowährung bald in Richtung Allzeithoch treiben. Denn derzeit ist der Bitcoin in einer Akkumulations-Phase vor dem nächsten Preis-Run.
  • Fuchs plus
  • Deutsche Industrie: Qualität rauf, Quantität runter

Wertschöpfung steigt trotz sinkender Produktion

Die deutsche Industrie hat den durch gestiegene Kosten in den letzten Jahren erzwungenen Strukturwandel bisher recht gut gemeistert. Sie konzentriert sich immer stärker auf Bereiche, die in Deutschland gewinnbringend hergestellt werden können. Unklar ist, wie sich die Strategie in den kommenden Monaten bis Jahre auf den Arbeitsmarkt auswirkt.
  • Fuchs plus
  • IT-Fachkräfte im EU-Ausland gewinnen

Recruiting-Hilfe für ausländische Fachkräfte

Flagge Europa © AB Visual Arts / stock.adobe.com
Unternehmen müssen IT-Fachkräfte im Ausland gewinnen. Da es in den anderen EU-Staaten ebenfalls an Softwareentwicklern, IT-Projektmanagern, Frontend- und Backend-Entwicklern mangelt, müssen die Firmen in Asien suchen. FUCHSBRIEFE haben sich angesehen, wie das Recruiting funktioniert und wer dabei hilft.
Zum Seitenanfang