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Zins-Schock möglich

Vermögensanlage: Anleihen-ETFs als Sicherheit?

In den vermeintlich sicheren Anleihen-ETFs steckt eine Falle: Drehen die Zinsen nach oben, drohen Verluste.
„Börsengehandelte Indexfonds mit Staatsanleihen taugen auch bei Niedrigzinsen als Sicherheitsbasis.“ So leitete ein Anlegermagazin vor kurzem seine Story ein. Anleger werden mit solchen Sätzen schnell aufs Glatteis geführt. Das zeigt der nachfolgende Fall. Unternehmer Kurt Kachum hat die Niedrigzinsen satt. Er sucht nach rentierlichen Alternativen. Ein Verbrauchermagazin empfiehlt marktbreite Indexfonds auf Anleihe-Indizes – „Anleihen-ETFs“. Sie hätten gegenüber dem Festgeld den Vorteil, dass sich Anleger nicht um die Neuanlage fälliger Gelder kümmern müssen. Die Mehrzahl der Fonds habe in den letzten 5 Jahren eine Durchschnittsrendite von über 6% p. a. erzielt. „Sicher“ sind die Fonds, so der Fachartikel. Mehr als 300 Anleihen gibt es und alle sind im „Investmentgrade“ – ein Gütesiegel für die Bonität der Schuldner. Nun ist Kachum nicht ganz unerfahren und daher skeptisch. Er holt sich eine Zweitmeinung ein. Vom Vermögensexperten erfährt er interessante Fakten: Die Renditen über 6% sind einem glücklichen Umstand geschuldet. Der gute Wert beruht auf dem massiven Zinsrückgang. Von solchen Zinsrückgängen profitieren Besitzer von Anleihen durch Kurssteigerungen. Beträgt der „Marktpreis“ für eine z. B. fünfjährige Anleihe mit einer guten Bonität und einem Zinssatz von 4% genau 4%, kaufen Anleger diese für 100% zum Nennwert. Dafür haben sie die Sicherheit, bis zum Ende der Laufzeit eine Jahresrendite von 4% zu erhalten. Anschließend fällt der Marktpreis für solche Anleihen auf 3% – vielleicht, weil viele neue Käufer am Markt sind. Nun ist aber kein Anleiheinhaber bereit, sein „kostbares“ Wertpapier mit 4% Zinsen für 100% zu verkaufen. Er muss das Geld ja wieder anlegen, der Marktpreis ist aber gefallen. Also will er mehr. Da der Zinssatz auf dem Wertpapier festgeschrieben ist, ist nur der Kurs die Variable. Folglich steigt der Kurs dieser Anleihe. Und genau dieser Effekt ist für die hohen Renditen der Vergangenheit verantwortlich – nicht der Zinssatz der Anleihen. Leider ist der Effekt genau umgekehrt, wenn die Zinsen steigen. Darauf weist fairerweise das Anlegermagazin hin. Im Frühjahr 2015 gab es so einen unerwarteten Anstieg des Marktzinses. Innerhalb weniger Wochen rutschten die Kurse der Anleihen ins Minus. ETF-Besitzer mussten mehr als 6% Rückgang hinnehmen. Der Vermögensprofi warnt: Es ist fahrlässig, solche Anleihen mit Festgeld zu vergleichen. Er öffnet Kachum die Augen, indem er einen der vom Magazin empfohlenen Fonds herausgreift: Ein europäischer Staatsanleihen-ETF, mit der Höchstnote bewertet: „Rendite 5 Jahre: 6,5%“ ist zu lesen. Doch nichts davon gilt für die Zukunft. Dazu reicht ein Blick in das Faktenblatt (Stand: 30.09.2016) des Fonds. Der Profi lenkt den Blick auf eine Angabe: die effektive Rendite. Dieser Wert besagt, wie viel Rendite der Anleger auf das von ihm erworbene Anleihenportfolio bis zur Endfälligkeit der Anleihen erhält. Und dieser Wert beträgt 0,01% p. a.! Der Fonds kostet zudem 0,16% pro Jahr. Anders formuliert: Die zukünftige Rendite ist unter Null – soweit sich nichts am Zinsniveau ändert und die Anleihen bis zur Fälligkeit gehalten werden. Im Fonds werden Anleihen regelmäßig neu gekauft, wenn alte auslaufen. Steigt das Zinsniveau, wird damit auch ein höherer Zinsbestand ins Portfolio genommen, könnten Befürworter argumentieren. Aber: Erstens ist keine Zinsanpassung nach oben in Sicht. Und wenn sie kommt, käme zunächst auch ein Kursverfall des Fonds auf den Anleger zu. Die wichtige Risikokennzahl („Effektive Duration“) gibt das Faktenblatt bekannt: 6,3% ist aktuell der Verlust, wenn die Zinsen sich um 1% erhöhen.

Fazit: Anleihen-ETFs mit durchschnittlichen Laufzeiten weit über 5 Jahren sind keine „Sicherheitsbausteine“. Im Gegenteil: Anleger, die Anleihenfonds im Portfolio haben, sitzen (meist unbemerkt) auf einem „Pulverfass“. Es droht der Zins-Schock! Der könnte z. B. kommen, wenn das Vertrauen in die Notenbanken verschwindet.

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