In Südamerika droht der zweite Staatsbankrott nach Argentinien. Anlass für unsere Hellhörigkeit: Dreimal wiederholte der venezolanische Staatspräsident Nicolas Maduro in einer Fernsehrede jüngst die Versicherung, Venezuela werde seine internationalen Verpflichtungen bis auf den letzten Dollar erfüllen.
Die Worte des Präsidenten passen aber gar nicht zur realen Lage in dem Land. Die grandiose staatliche Misswirtschaft, rasch sinkende Devisenreserven und eine Inflation von mehr als 60% vor Augen, hatte die Ratingagentur Standard & Poor`s Venezuelas Kreditwürdigkeit letzte Woche auf das Beinahe-Konkursniveau von CCC+ herabgesetzt.
Anfang Oktober muss Venezuela eine große Staatsanleihe über 1,5 Mrd. US-Dollar zurückzahlen. Dann wird sich zeigen, ob Caracas das noch schafft. Eine auf Euro lautende siebenprozentige Staatsanleihe des Landes, die Ende August noch knapp unter 100 notierte, ist zuletzt – obwohl schon im März 2015 fällig – auf einen Kurs von 89,8 abgestürzt. Die Rendite errechnet sich auf derzeit sagenhafte 33,3%. Aktuell notiert sie wieder bei 91,1.
Die Märkte verlieren angesichts der fallenden Weltmarktpreise für Erdöl die Zuversicht, dass Venezuela seine Verpflichtungen erfüllen wird. Lange hatten sie zuvor an eine Art Venezuela-Wunder geglaubt – hauptsächlich wegen der auf 300 Milliarden Barrel geschätzten Ölvorkommen. Der stark gesunkene Ölpreis setzt die Schraube aus sinkenden Staatseinnahmen, Haushaltsklemmen, Währungsverfall, Abzug der Auslandsgläubiger in Richtung Zahlungsunfähigkeit in Gang. Das wirtschaftliche Missmanagement, bislang mit dem Ölgeschäft mühsam überspielt, tritt grell zutage.
Fazit: Inhaber von venezolanischen Anleihen müssen mit dem Staatsbankrott des Landes und einer Umschuldung rechnen. Wer das sicher vermeiden will, verkauft jetzt zu Kursen um 91.