Bald werden die Büros ganz anders aussehen
Corona beschert dem Büroimmobilienmarkt einen massiven Umbruch. Eigentümer und Nutzer müssen erhebliche Veränderungen durchführen. Die Zeit der riesigen Bürotürme nähert sich schnell ihrem Ende. Londoner Immobilienmakler gehen davon aus, dass sich längerfristig ein Überangebot von Büroraum von wenigstens 20% ergibt. Davon dürfte ein erheblicher Preisdruck auf den Büromarkt ausgehen – zumindest aber auf die Mammut-Bürobauten.
Kleinere Flächen
Mit dem Einsetzen der Corona-Krise wechselten beispielsweise in den "Büro-Hauptstädten Englands, London, Manchester, Birmingham und Glasgow bis zu 85% der dafür infrage kommenden Mitarbeiter ins heimische “Büro”. Und die allermeisten wollen dort auch bleiben. Die 30 größten Arbeitgeber im Londoner Finanzdistrikt, der City, gehen davon aus, dass auf Dauer nur zwischen 20 bis maximal 40% ihrer Mitarbeiter wieder in die innerstädtischen Büros zurückkehren werden. Das wird dazu führen, dass die Unternehmen über sehr viel mehr Büroraum verfügen als sie tatsächlich benötigen werden.
Der Vorstandsvorsitzende der Großbank Barclays formuliert es klar: "7.000 Mitarbeiter in einem Gebäude ist ein Unding aus der Vergangenheit”. Ähnliches ist von anderen großen Banken, Versicherern, Consulting-Unternehmen, Wirtschaftsprüfern und auch Rechtsanwaltskanzleien zu hören. Bei der amerikanischen Bank Goldman Sachs wollen gerade mal 10% der 6.000 Londoner Mitarbeiter in die alten Büros zurück. Price Waterhouse Cooper (PwC) rechnet damit, dass maximal 50% der Mitarbeiter in die City zurückzubringen sein werden.
Veränderte Bürolandschaften
Davon auszugehen ist: Die Büros der Zukunft werden anders aussehen als die heutigen. In London beraten spezialisierte Immobilienberater bereits große gewerbliche Kunden bei der Veränderung ihrer Bürolandschaft. Die Firmen hätten gerne jeweils kleinere Gebäude, die sie mit niemandem teilen müssen. Das erlaubte eigene Sicherheitsdienste, Fahrstühle, die ausreichten, auch wenn virusgefahr-bedingt maximal vier Personen gleichzeitig fahren dürften.
Auch auf dem Gebiet der Hygiene geht es in eine neue Richtung. Angestrebt werden Toilettenanlagen, die nicht mehr auf den Massenbetrieb abgestellt sind. Dazu gehören größere WC-Kabinen mit eigenem Waschbecken und eigenen elektrischen Händetrocknern.
Andere Arbeitsplätze
Der Arbeitsplatz wird sich ebenfalls erheblich ändern. Statt der kaum noch zu überschauenden Reihen von Computerarbeitsplätzen, sollen die einzelnen Plätze voneinander abgeschirmt werden – beispielsweise durch transparente halbhohe Wände. Zur nächtlichen Reinigung der Büros soll dabei auch die Desinfektion der Computer-Tastaturen, der Arbeitsplatten etc. gehören.
Die Gänge in den Gebäuden werden dauerhaft auf Einbahnverkehr umgestellt. Niemand soll direkt einer anderen Person begegnen. An der Gebäudeeingängen soll Einrichtungen zur automatisierten Temperatur-Messung aller Hereinkommenden fest installiert werden.
Keine "Überbelegung"
In jüngerer Zeit hatte sich bei zahlreichen Firmen durchgesetzt, insgesamt weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter zur Verfügung zu haben. Die Intention: Kostensenkungsaspekte. Denn stets bleibt eine gewisse Quote der Plätze durch Urlaub Krankheiten und berufliche Abwesenheit leer. Wer ins Büro kam, nahm sich kurzerhand den nächsten freien Arbeitsplatz und legt los.
Genau dies soll mit Rücksicht auf die Gefahr von Masseninfektionen künftig nicht mehr zulässig sein. Wer im Büro seinen Dienst versieht, der soll seinen festen Arbeitsplatz sicher haben. Genauso wie der Mitarbeiter, der zuhause für das Unternehmen werkelt. Das wird dazu führen, dass in Quadratmetern gerechnet der Büroflächen-Bedarf nicht so stark sinken wird, wie es die große Zahl der Heimarbeiter eigentlich vermuten lassen müsste.
Fazit: Die starke Veränderung der Büros trifft vor allem mittlere und größere (Dienstleistungs-)Unternehmen. Kleinbetriebe sind davon nur in Teilbereichen betroffen.